Bereits im Februar 2021 hatte sich EWE mit seinem Großprojekt Clean Hydrogen Coastline für eine Förderung im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) beworben und Mitte Februar 2024 die Fördergenehmigung erhalten, welche Voraussetzung für eine nationale Fördermitteilbereitstellung ist.
Erst kürzlich hatten die EWE-Gremien die finale Investitionsentscheidung unter Vorbehalt der Förderbescheide getroffen. Die öffentliche Co-Finanzierung durch das Bundeswirtschaftsministerium und die Länder Niedersachsen und Bremen in Höhe von rund 500 Mio. Euro ermöglicht nun den Start einer detaillierten Einzelprojektplanung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
„Ich freue mich, dass wir die nächste Hürde genommen haben. Die Förderung durch Bund und die Länder ist ein wichtiger Baustein, um das Gesamtprojekt wirtschaftlich tragfähig zu gestalten und den Aufbau des Wasserstoffmarktes im Nordwesten voranzutreiben. Mit der Übergabe der vier Förderbescheide durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck liegt jetzt die Basis dafür vor und wir können endlich mit der Umsetzung unserer Pläne beginnen”, sagt EWE-Chef Stefan Dohler.
Clean Hydrogen Coastline: vier Teilprojekte im Überblick
EWE plant die Errichtung systemdienlicher Erzeugungsanlagen in Emden und Bremen, die Umrüstung einer Erdgaskaverne in Huntorf für die Speicherung von Wasserstoff, den Bau und die Umstellung von mehreren Pipeline-Abschnitten und die sektorübergreifende Nutzung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab.
- Im Teilprojekt 1 „Clean Hydrogen Coastline – Elektrolyse Ostfriesland“ baut EWE im Ostfriesischen Emden eine 320-Megawatt-Elektrolyseanlage. Damit entsteht erstmalig ein Elektrolyseur im marktrelevanten Maßstab für eine künftige Wasserstoffwertschöpfung. Abhängig von den noch fehlenden Genehmigungen soll noch in diesem Jahr Baubeginn in Emden sein, so dass bereits in vier Jahren Wasserstoff aus erneuerbaren Energien systemdienlich erzeugt werden kann.
- Im Teilprojekt 2 „Clean Hydrogen Coastline – Elektrolyse Bremen“ baut EWE in der Hansestadt Bremen eine 50-Megawatt-Elektrolyseanlage zur grünen Wasserstofferzeugung. Dieser grüne, in Bremen produzierte Wasserstoff, soll unter anderem für die klimaneutrale Stahlproduktion in Bremen genutzt werden.
- Im dritten Teilprojekt „Clean Hydrogen Coastline – Speicher Huntorf“ bindet EWE die Wasserstoffinfrastruktur an seinen Kavernenspeicher in Huntorf an. Dafür wird einer von sieben großen, unterirdischen Hohlräumen, die derzeit für die Erdgasspeicherung genutzt werden, umgerüstet und obertägige Anlagen errichtet, um Wasserstoff zu speichern. Dadurch kann das grüne Gas dann zur Verfügung stehen, wenn es gebraucht wird. Die großskalige Wasserstoffspeicherung verbessert damit auch die Versorgungsicherheit für die Wasserstoffnutzer. Den Nachweis, dass Wasserstoff in Salzkavernen gelagert und mit hoher Reinheit wieder extrahiert werden kann, erbringt EWE gerade im Rahmen eines Forschungsvorhabens an seinem Gasspeicherstandort in Rüdersdorf bei Berlin.
- Teilprojekt 4 „Clean Hydrogen Coastline – H2-Pipeline-Infrastruktur Nordwest“ hat das Ziel, die Gasinfrastruktur für Wasserstoff im Nordwesten zu optimieren. Durch den Bau und die Umstellung von mehreren Pipeline-Abschnitten stellt EWE den Anschluss an das zukünftige europaweite Wasserstofftransportnetz her. Dieser Anschluss schafft eine Verbindung der Wasserstofferzeugungsanlagen, des Wasserstoffspeichers und der Nutzer, wie beispielsweise ArcelorMittal, über das deutsche Wasserstoffkernnetz und den sogenannten European Hydrogen Backbone.

Eine 50-Megawatt-Wasserstofferzeugung wird im Teilprojekt 2 des EWE-Vorhabens Clean Hydrogen Coastline entstehen – unter anderem für die grüne Stahlerzeugung. © EWE / Litho Niemann + M. Steggemann

In einem von vier Teilprojekten des Vorhabens “Clean Hydrogen Coastline – Speicher Huntorf” plant EWE die Anbindung der Wasserstoffinfrastruktur an seinen Kavernenspeicher in Huntorf. © EWE / Litho Niemann + M. Steggemann
Eigeninvestitionen von rund 800 Millionen Euro
Für das Großprojekt plant EWE derzeit mit Investitionen über 800 Mio. Euro.
„Ein solches Mammutprojekt können wir nicht alleine umsetzen. Daher sind wir dankbar über die substanzielle nationale Förderung“, so Stefan Dohler. „Das zeigt uns, dass Clean Hydrogen Coastline ein wichtiger Baustein für den zügigen Wasserstoffhochlauf in Deutschland und Europa ist. Schließlich verbindet unser vierteiliges Projekt als einziges aus der Hy2Infra-Förderwelle alle Elemente einer Wasserstoffwirtschaft miteinander – von der systemdienlichen Erzeugung aus erneuerbaren Energien über die Speicherung und den Transport bis hin zur Nutzung vor allem in der Industrie.“
Mit den beiden Projekten in Emden und Bremen realisiert EWE eigenen Angaben zufolge „das größte Elektrolyse-Vorhaben im Rahmen der europäischen IPCEI-Vorhaben in geografisch optimaler Lage und sorgt damit auch für eine optimale Integration in das Energiesystem“.
Mit dem Aufbau einer H2-Wirtschaft setzt sich EWE zum Ziel, den Pfad hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem zu beschreiten, was Dohler untermauert:
„Wir sind fest davon überzeugt, dass die Energiewende technisch und kommerziell nur mit dem Energieträger Wasserstoff gelingen kann. Durch die Umwandlung der fluktuierenden erneuerbaren Energien in Wasserstoff schaffen wir die Möglichkeit, grüne Energie jederzeit bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Grüner Wasserstoff ist eine unverzichtbare Komponente, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen und um die Sektoren Energie, Mobilität und Industrie zu koppeln.“
(Quelle: EWE)