Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Europas größte Fernkälte-Zentrale entsteht in München

Angenehmes Raumklima in heißen Sommern: mit Fernkälte lässt sich das ressourcen- und klimaschonend schaffen. Die Stadtwerke München (SWM) verfügen bereits über ein 22 km langes Fernkältenetz und bauen die Fernkälte-Versorgung für München konsequent weiter aus. Ab Ende 2023 soll Kälte vom Energiestandort Süd in München-Sendling durch die Isarvorstadt und Ludwigsvorstadt in die Innenstadt strömen. Die […]

von | 22.08.22

Angenehmes Raumklima in heißen Sommern: mit Fernkälte lässt sich das ressourcen- und klimaschonend schaffen. Die Stadtwerke München (SWM) verfügen bereits über ein 22 km langes Fernkältenetz und bauen die Fernkälte-Versorgung für München konsequent weiter aus. Ab Ende 2023 soll Kälte vom Energiestandort Süd in München-Sendling durch die Isarvorstadt und Ludwigsvorstadt in die Innenstadt strömen. Die dort vorhandene Wärme aus Geothermie und Kraft-Wärme-Kopplung wird auch zur Fernkälteerzeugung mitgenutzt. Mit der Umsetzung der anspruchsvollen Arbeiten im Rohrleitungsbau ist der Industriedienstleister Bilfinger beauftragt.

Durch die neue Fernkältezentrale in München sollen künftig mehr gewerbliche Abnehmer wie Hotels, Bürogebäude und Einzelhandels-Immobilien klimatisiert werden – und zwar nachhaltig. Fernkälte funktioniert ähnlich wie Fernwärme: Auch hier wird ein Rohrleitungssystem genutzt, um thermische Energie über Wärmetauscher in die Gebäude zu transportieren. Vom Energiestandort Süd in München-Sendling aus soll Wasser mit Temperaturen von 6 bis 10 °C in das Fernkältenetz eingespeist werden. In den angeschlossenen Gebäuden nimmt der Wärmetauscher die Energie aus der Gebäudeklimatisierung auf. Das erwärmte Wasser fließt im geschlossenen Kreislauf an den Energiestandort Süd zurück, wird wieder abgekühlt und erneut in den zu kühlenden Gebäuden eingesetzt.

„Neben der Fernwärme ist auch die Fernkälte ein wichtiger Faktor für die CO2-neutrale Energieversorgung unserer Stadt. Der Umweltnutzen dieses innovativen Kühlsystems ist hoch: Weil die Kälte zentral erzeugt wird und obendrein der Stadtbach als Kühlmittel aushilft, werden wertvolle Ressourcen geschont. Der Anlagenbau erfordert hohe technische Expertise. Bei unseren Großprojekten setzen wir auch auf die Unterstützung erfahrener Dienstleister wie Bilfinger”, sagt Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München.

Im Vergleich zur Kühlung über dezentrale, konventionelle Hausklimaanlagen spart Fernkälte bis zu 70% des Stromverbrauchs und reduziert auch die CO2-Emissionen entsprechend. Zudem ist Fernkälte ökologisch und nachhaltig, wenn die natürliche Kälte von Grundwasser oder von Flüssen genutzt werden kann. Das ist in München-Sendling der Fall: Die neu entstehende Kältezentrale nutzt u.a. das kühle Wasser des Isarwerkkanals, um die Fernkälte zu erzeugen. Da es sich um ein geschlossenes System handelt, gibt es keinen unmittelbaren Eingriff in die Wasserökologie.

Das neue Fernkälte-Projekt in München hat auch zahlreiche positive städtebauliche Auswirkungen. Durch die zentrale Fernkälteversorgung werden weitere Kühlaggregate auf Dächern der Innenstadt vermieden. Zudem verbessert sich das innenstädtische Mikroklima, da Fernkälte im Gegensatz zu dezentralen Hausklimaanlagen ohne die Emission von Abwärme in die, im Sommer ohnehin aufgeheizte Innenstadt auskommt. Fernkälte trägt dazu bei, der der Gesamterwärmung Münchens entgegenzuwirken und den wachsenden Kältebedarf in der Großstadt umweltschonend zu decken.

Fernkälte ist eine innovative und energieeffiziente Klimatisierungslösung und damit ein Baustein, um die Energiewende voranzutreiben und die europäischen Energie- und Klimaziele zu erreichen“, sagt Thomas Schulz, Group CEO von Bilfinger. „Mit dem Projekt für die Stadtwerke München konnten wir uns in dem stetig wachsenden Bereich der Fernkälte als zuverlässiger Anbieter von nachhaltigen Industriedienstleistungen etablieren.“

Die österreichische Bilfinger-Einheit Bilfinger Industrial Services GmbH verantwortet für das Fernkälte-Projekt in München-Sendling u.a. die Planung und Installation der komplexen Anlagenausrüstung, das zahlreiche Pumpen, Armaturen und Wärmetauscher umfasst. Bei den Arbeiten sind rund 50 Bilfinger-Mitarbeitende vor Ort im Einsatz, um insgesamt 8 km Rohrleitungen zu montieren und zu verschweißen. Ferner wird das Team den langjährigen Kunden SWM bei der Inbetriebnahme unterstützen. Im Endausbau wird am Energiestandort Süd Kühlenergie von 36 MW erzeugt – das entspricht etwa dem Kühlungsbedarf von 100 Bürogebäuden. Der Ausbau des Münchner Fernkältenetzes macht die neue Fernkältezentrale zur größten in Europa.

Bereits zuvor hatten die SWM auf die Dienste von Bilfinger Industrial Services Austria vertraut, um am Energiestandort Süd mit einer neuen Geothermieanlage – der bislang größten in Deutschland – die Versorgung von 80.000 Münchnerinnen und Münchnern mit umweltfreundlicher Fernwärme zu realisieren. Dabei wird 90 bis 110 °C heißes Thermalwasser aus dem Münchner Untergrund zur Wärmeversorgung genutzt. Bilfinger war bei dieser Geothermieanlage, die Ende 2021 in den Probebetrieb ging, u.a. für den Rohrleitungsbau sowie die Installation der Wärmetauscher verantwortlich.

(Quelle: SWM)

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Neue Studie: Starke Wärmenetze für eine sichere Versorgung
Neue Studie: Starke Wärmenetze für eine sichere Versorgung

Fernwärme soll bis 2045 rund ein Drittel aller Wohnungen in Deutschland klimaneutral beheizen können – vor allem in Städten und Ballungsräumen. Um die Wärmenetze an diesen Bedarf anzupassen, braucht es eine Verdopplung der Investitionen auf rund 5 Mrd. Euro im Jahr. Eine Studie von Agora Energiewende zeigt, wie der zügige Aus- und Umbau der Netze und eine sozialverträgliche Preisgestaltung für Haushalte gelingen können.

mehr lesen
Wasserstofftransformation in Nordhessen und Südniedersachsen: Netzbetreiber kooperieren
Wasserstofftransformation in Nordhessen und Südniedersachsen: Netzbetreiber kooperieren

Um die Transformation von Erdgas hin zu Wasserstoff weiter voranzutreiben, haben sich sechs Netzbetreiber zu einer starken Partnerschaft für Nordhessen und Südniedersachsen entschlossen: die beiden überregionalen Transportnetzbetreiber terranets bw GmbH und Thyssengas GmbH, deren Pipelines Bestandteil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes sein werden, und die regionalen Netzbetreiber Städtische Werke Netz + Service GmbH und EAM GmbH & Co. KG aus Kassel, Energie Waldeck-Frankenberg GmbH, Stadtwerke Göttingen AG, über deren Netze Industrie, Gewerbe und Haushalte mit Energie versorgt werden.

mehr lesen
Spatenstich in München: Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa
Spatenstich in München: Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa

Sechs Geothermieanlagen betreiben die Stadtwerke München (SWM) bereits in und um München, sie sind damit Deutschlands größter Geothermiebetreiber. Die siebte errichten sie nun auf dem Gelände des Michaelibads, eines öffentlichen Bades im Münchner Südosten. Nach Fertigstellung im Jahr 2033 soll sie Wärme für rund 75.000 Münchner liefern. Mit dem Spatenstich am 30. September begannen die Bauarbeiten für dieses bedeutende Klimaschutzprojekt.

mehr lesen

Publikationen zum Thema

„Die Energiewende braucht die Wärme“

„Die Energiewende braucht die Wärme“

Autor: Interview mit Prof. Dr. Ingo Weidlich
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Prof. Dr.-Ing. Ingo Weidlich hat an der HafenCity Universität Hamburg (HCU) die Professur für Technisches Infrastrukturmanagement inne. Er arbeitet im Bereich der ingenieurwissenschaftlichen Forschung und begleitet die Entwicklung von Themen, die ...

Zum Produkt

Zustandserfassung von Fern- und Nahwärmenetzen durch drohnengestützte Thermografie

Zustandserfassung von Fern- und Nahwärmenetzen durch drohnengestützte Thermografie

Autor: Fernwärme-Forschungsinstitut, Hemmingen
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Die Definition einer fundierten Strategie für Instandhaltung und Sanierung im Bereich der leitungsgebundenen Wärmeverteilung mit einer zutreffenden Bestimmung der Nutzungsdauer von Netzabschnitten und damit einer präzisen zeitlichen Festlegung ...

Zum Produkt

Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit von werkmäßig gedämmten Doppelrohren

Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit von werkmäßig gedämmten Doppelrohren

Autor: Von Sönke Kraft
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Die messtechnische Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit der Wärmedämmung in werkmäßig gedämmten Doppelrohrsystemen scheiterte bislang an der im Vergleich zu Einzelrohrsystemen komplexeren Geometrie der Doppelrohrsysteme. Im Rahmen eines vom ...

Zum Produkt