Wenn Bayern zum „Auslaufmodell“ wird
Klimawandel, steigende Niederschlagsmengen, Versiegelung von Grünflächen: Die unterirdische Infrastruktur stößt an ihre Belastbarkeit und stellt die Wasserwirtschaft folglich vor große Aufgaben und Herausforderungen. Dabei wird KI immer wichtiger. Wie können auch Kanäle saniert werden, die eigentlich nicht sanierbar sind?
In seiner Einführung zum Vortragsprogramm ging Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert (Deutscher Expertenrat für Umwelttechnologie und Infrastruktur e. V.) auf die künftigen Herausforderungen der Branche ein. „Bayern ist ein Auslaufmodell“, verwies Günthert in diesem Zusammenhang auf das Problem zunehmender Versiegelung von Grünflächen: „Uns geht das Wasser aus. Es läuft uns weg ins Schwarze Meer – Wasser, das gebraucht wird.“ Die Entwässerungssysteme in Bayern sind nicht mehr aufnehmbar für steigende Niederschlagsmengen als Folge des Klimawandels.
Eva Schnippering (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz) erläuterte die wesentlichen Änderungen/Neuerungen der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) und informierte zum Stand der Förderrichtlinie RZWas 2025, die am 1. Januar 2025 in Kraft treten soll. Herbert Bichler zeigte anschließend den Umgang mit schadhaften Hausanschlüssen bei der Münchner Stadtentwässerung auf und Daniel Ulbrich (Dr.-Ing. Percher und Partner) berichtete über das Projekt „Auzuka“, das untersuchte, wie mit KI die Kanalinspektion optimiert werden kann.
Die Stadt Ettlingen baut ein datenbasiertes, nachhaltiges Infrastrukturmanagement für die Zustandsbewertung von Straßen und Kanälen in Kombination auf. Daniel Schwab und Christian Baeßler stellten dazu wegweisende Konzepte vor, wie Straßen als Entwässerungseinrichtung in Zukunft höhere Niederschlagsmengen in den Griff bekommen, damit sie abfließen können.
Das Nachmittagsprogramm startete mit Unternehmenspräsentationen im Fünf-Minuten-Takt, die von Prof. Dr.-Ing. habil. Bert Bosseler (IKT gGmbH) moderiert wurden. Fachfirmen brachten wieder Trends, Know-how und Best-Practice auf die MR-Bühne. Sehr spannend war auch der Vortrag von Andreas Brosche (Bayerisches Landeskriminalamt) zum brisanten Thema Cyberangriffe – und wie sich Unternehmen davor schützen können.
Wie marode die unterirdische Infrastruktur in Deutschland ist, wurde in den Ausführungen von Sebastian D. Beck (Wirtschaftsbetriebe Duisburg – AöR) offensichtlich. Der Vortrag behandelte die Sanierung von Kanälen, die eigentlich nicht sanierbar sind. Beispiele aus der Praxis der grabenlosen Sanierung zeigen, dass es geht.
Josef Aschl (Swietelsky-Faber GmbH) überblickte zu guter Letzt die Mantelverordnung zum Umgang mit mineralischen Abfällen und Boden-Aushubmaterialien bzw. deren Entsorgung und Wiederverwertung. Dazu ist in 2023 auch die neue Ersatzbaustoffverordnung in Kraft getreten. Die Umsetzung der komplexen Regelwerke bereitet größere Probleme.
60 Aussteller aus der Praxis der Kanalsanierung und -instandhaltung flankierten heuer das Expertenforum und informierten über ihre Leistungen. Ob mobile Wasseraufbereitungsanlagen, Pumpen, Kanalinspektionssysteme, Kameras oder Roboter im Inliner-Einsatz: Im Außenbereich des Veranstaltungsforums Fürstenfeld gab es noch mehr Technik in Aktion zu erleben.
Das MR-Filmteam hat unter der Moderation von Barbara Nilkens (Nilkens Ingenieurbüro für Baukommunikation) wieder tolle Eindrücke von der 21. Münchner Runde 2024 gesammelt – zu sehen auf: www.muenchner-runde.de
„Wie können wir uns an den Klimawandel anpassen?“ Das wird Thema der 22. Münchner Runde sein, die am 16. Oktober 2025 stattfinden wird. „Meet the Practice“ ist dann auch wieder das Angebot für Azubis und Studierende, die später als Facharbeiter, Techniker oder Ingenieure arbeiten wollen. Im Rahmen der Fachtagung können junge Menschen Einblicke in Berufe mit Zukunft gewinnen. Die Teilnahme ist kostenlos.
(Quelle und Autor: Marc Szombathy / alle Bilder: © Tine Hellwig, Grafikbüro)