Die Landeshauptstadt Bregenz sichert ihr Kanalsystem vor Hochwasser. Dazu wird der 900 m lange Notüberlauf der Abwasserreinigungsanlage verlegt. Zusätzlich entsteht ein neues Hochwasserpumpwerk, das im Endausbau 4.000 l/s fördern wird. Für das Großprojekt sind umfassende Tief- und Hochbauarbeiten nötig, die das Lauteracher Unternehmen i+R durchführt. Die Firma AGRU Kunststofftechnik GmbH lieferte 280 lfm Großrohre mit einem Außendurchmesser von 1800 mm in SDR 26.
Das Hochwasserschutzprojekt in Bregenz hat eine wichtige Etappe genommen: Der See-Teil des von der AGRU Kunststofftechnik gelieferten Ablaufrohres wurde am 8. April 2021 mittels Zugschiff vom Ufer am rechten Rheindamm in den Bodensee eingeschwommen und am nächsten Tag von Berufstauchern auf bis zu 16 m Tiefe in einen zuvor ausgehobenen Graben am Seegrund versenkt. In den zwei Wochen zuvor schweißte i+R 22 vorgefertigte Rohrstangen aus Polyethylen (PE 100-RC) mit 1,8 m Durchmesser aneinander und brachte an den Nähten des insgesamt 280 m langen Rohres Betonhalbschalen an. Diese dienten beim Einschwimmen als Ballast und nach dem Absenken als Rohrauflager. Damit liegen 360 t Material am Seegrund, die zusätzlich mit zwei Meter, dem Graben zuvor entnommenen, Kies überschüttet und so fest verankert wurden.
Bau an Land und im See
Der insgesamt 900 m lange Ablauf führt von der Kläranlage Bregenz in den See. An Land verlegte i+R ein 650 m langes Stahlbetonrohr bis zum Ufer, das bis zu 5 m unter Grund verläuft. Dort setzt das 280 m lange PE 100-RC Rohr von AGRU Kunststofftechnik an. „Das Rohr verläuft an Land u.a. unterhalb der vorhandenen Hochdruckgasleitungen, Trenn- und Schmutzwasserleitungen“, schildert Ernst Stemer, Leiter i+R Tiefbau.
Besondere Rahmenbedingungen
Zusätzliche Herausforderungen sind der Bau im Naturschutzgebiet, der generell hohe Grundwasserstand im ufernahen Gelände, die Lage im Verkehrs- und Naherholungsgebiet sowie die Sicherstellung des laufenden Betriebs der Abwasserreinigungsanlage. „Im Februar hatten wir zudem ein 100-jähriges Hochwasserereignis“, ergänzt Ernst Stemer. Für den reibungslosen Bau sicherte i+R den Graben mit 12 m langen, ausgesteiften Spundwänden.
Flexibel und langlebig
Dass der See-Anteil des Rohres in Kunststoff realisiert wurde, hat mehrere Gründe: „PE hat eine viel längere Lebensdauer als Stahlbeton oder Glasfaser, ist korrosionsbeständig, kostengünstiger und einfacher zu installieren“, erklärt Markus Ebster, Leiter der Business Unit „XXL Rohrsysteme“ bei AGRU Kunststofftechnik GmbH. „Zudem ist es flexibler und hält so einem Wellengang bei der Installation und später etwaigen Erschütterungen oder Setzungen am Seegrund stand. AGRU fertigt auf Kundenwunsch Großrohre und Formteile aus PE 100-RC mit Außendurchmessern bis zu 3.500 mm. Das ist Weltrekord“, ergänzt Markus Ebster. Um die Werkstoffe am Ufer problemlos aneinander zu schließen, errichtete i+R einen Spundwandkasten und installierte eine Spezialkonstruktion aus Kunststoff (PE), die vielen Tonnen Belastung standhält.