Ab Jahresende soll der Pilotbetrieb der Wärmetauscher beginnen. Bis 2027 will Hamburg Wasser die Leistung der Anlage bei unterschiedlichen Temperaturbedingungen im Sommer und Winter testen. Erwartet wird, dass die Abwasserenergie zukünftig den Wärmebedarf des Pumpwerks und anderer Anlagen auf dem Gelände in der Hafenstraße in Höhe von etwa 200 MWh/a deckt und den Einsatz von fossilem Gas ersetzt. Außerdem wird die notwendige Kühlleistung für die Klimatisierung der Maschinenhalle und Schalträume durch die Wärmepumpe zur Verfügung gestellt. Der für das Pumpwerk und die Wärmepumpe benötigte Strom wird heute schon aus regenerativen Quellen des Klärwerks erzeugt und über ein separates Stromkabel zum Pumpwerk Hafenstraße geliefert.
Wärmetauscher „einmaliges Umweltprojekt“
Der Wärmetauscher in der Hafenstraße ist in dieser Form ein einmaliges Umweltprojekt, das Erkenntnisse der Forschungsinitiative Climate Informed Engineering der TU Hamburg anwendet. Das Forschungsfeld integriert Maßnahmen zur Klimaanpassung und -resilienz in ingenieurstechnische Leistungen. Für die Konzeption des Wärmetauschers hat Hamburg Wasser eine spezielle Geometrie entwickelt, die optimal an die beengten Raumverhältnisse im Pumpwerk angepasst ist. Dadurch kann der Wärmetauscher die höchstmögliche Menge an Abwasserwärme zurückgewinnen. Im Platzmangel lag auch die besondere Herausforderung des Einbaus. Ein Spezialkran hat die bis zu 2,2 t schweren Rohrsegmente mit Durchmessern bis zu 1,8 m in das Pumpwerk gehoben, wo diese verbaut wurden.
Bauprojekt Hafenstraße: Grundsanierung eines städtischen Abwasserknotenpunktes
Der Wärmetauscher ist eines von mehreren Teilprojekten des Gesamtprojekts Hafenstraße. Der Standort im Hamburger Stadtteil St. Pauli wird mit seinen Bauwerken aus den 1950er und -60er Jahren in den kommenden fünf Jahren grundsaniert und erweitert. Hamburg Wasser setzt dabei Kernprinzipien einer Schwammstadt um. Im Ergebnis entsteht ein grünes Pumpwerk mit bepflanzter Fassade und Regenwasserzisterne sowie regenerativer Energieversorgung durch Photovoltaik und Wärmepumpe. Zudem koppelt Hamburg Wasser den Standort weitgehend von der Entwässerung ab und schafft versickerungsfähige Flächen, wodurch kaum Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird.
Das Pumpwerk an der Hafenstraße ist ein zentraler Knotenpunkt im rund 6.000 km langen Sielnetz der Hamburger Abwasserentsorgung. Es ist das zweitgrößte Pumpwerk Hamburgs und fördert bis zu 7.000 Liter pro Sekunde zum Klärwerk. Die zentrale Bedeutung des Pumpwerks ist historisch bedingt: Als das Sielnetz vor etwa 180 Jahren von dem britischen Ingenieur William Lindley konzipiert wurde, führten alle Siele zu dem zentralen Punkt an der Hafenstraße. Bis zur Inbetriebnahme des Klärwerks 1961 wurde das Abwasser dort direkt und nur grob mechanisch gereinigt in die Elbe geleitet.
(Quelle: Hamburg Wasser)