Generic filters
FS Logoi

Nachhaltige Landwirtschaft mit aufbereitetem Wasser – erstes Reallabor am Start

In Zeiten zunehmender Wasserknappheit braucht es besonders in der wasserintensiven Landwirtschaft neue, effiziente Lösungsansätze. Ein landwirtschaftlicher Betrieb aus dem Landkreis Gifhorn (Niedersachsen) erprobt im Rahmen des Forschungsprojekts HypoWave+ zurzeit ein besonders wasserschonendes Verfahren für den hydroponischen Anbau von Gemüse.

von | 13.08.24

Blick in das hydroponische Gewächshaus
Foto: Wiebke Pieper / IseBauern GmbH & Co. KG

Das Verfahren wurde von 2016 bis 2019 im HypoWave-Pilotprojekt auf dem Gelände der Kläranlage Wolfsburg-Hattorf entwickelt und wissenschaftlich erprobt.

Im Reallabor werden beim Gemüseanbau im Großversuch – in einem Teilbereich des 1 600 m² großen Gewächshauses der IseBauern GmbH & Co. KG – die Pflanzen in einem hydroponischen Anbausystem in Gefäßen ohne Erde über eine Nährlösung unter Hinzunahme von – auf hohem Niveau – aufbereitetem Abwasser versorgt, das nährstoffreich und frei von Schadstoffen und pathogenen Keimen sein soll.

„Hydroponische Systeme sind an sich schon effizient, da sie mit wenig Wasser auskommen“, sagt HypoWave+-Projektleiter Thomas Dockhorn von der Technischen Universität Braunschweig. „Die Besonderheit im HypoWave-System ist, dass wir aus kommunalem Abwasser ein qualitativ hochwertig aufbereitetes Bewässerungswasser gewinnen, das Frischwasser vollständig ersetzt. Im Vergleich zur konventionellen landwirtschaftlichen Bewässerung können Wasserressourcen damit deutlich effizienter eingesetzt werden.“

Anbauverfahren für die Landwirtschaft effizienter

Das innovative HypoWave-System sorgt auch für eine optimierte Nährstoffversorgung, indem es den Pflanzen direkt aus dem recycelten Wasser wichtige Stoffe wie Stickstoff und Phosphor zuführt.

In der Inbetriebnahme des bislang größten Reallabors dieser Art in Kooperation mit dem kommunalen Wasserverband Giforn sieht Projektkoordinatorin Martina Winker (ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung) eine große Chance für die Forschung:

„Wir können die Entwicklung des HypoWave-Systems mit all seinen wissenschaftlich-technischen wie auch sozialen Innovationen vom Pilotprojekt bis zur Marktreife wissenschaftlich begleiten und uns intensiv mit Fragen des Qualitätsmanagements, der Vermarktung sowie der Kooperation der beteiligten Akteure beschäftigen.“

Gute Vernetzung der Akteure am Standort ausschlaggebend

Wichtig für Wissenschaft und Landwirtschaft sei es jetzt, dass sich das HypoWave-System an diesem Standort als tragfähig erweist, so dass Best-Practice-Empfehlungen für andere Standorte erarbeitet werden können.

Ausschlaggebend für den Erfolg des Reallabors sein die gute Vernetzung die beteiligten Akteure aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Pflanzenbau, Logistik und Handel sowie das Gelingen der Vermarktung der Produkte über regionale Vertriebsstrukturen. Ihren Weg in den Handel finden die Produkte über die Direktvermarktung des Landwirtschaftsbetriebs, Hofläden und regionale Supermärkte des Projektpartners Edeka-Ankermann.

Das Anbauverfahren mit zertifizierter Produktqualität wird für Kunden über einen QR-Code auf der Pappverpackung der Tomaten nachvollziehbar.

Auch für Betreiber kommunaler Kläranlagen von Vorteil

Auch für kommunale Betreiber von Anlagen zur Abwasserbehandlung, die ihre Klärteiche für die Wasserwiederverwendung zur Verfügung stellen wollen, erweise sich der Anbau mit HypoWave-Wasser als zukunftsfähig. Das Wasser stamme aus Klärteichen und werde in „einem mehrstufigen Verfahren mit Mikrosieb, neuartigem Aktivkohlebiofilter, Sandfilter und einem UV-Reaktor qualitativ hochwertig aufbereitet”, so Dockhorn weiter.

Durch diesen zusätzlichen Reinigungsvorgang sei es den Betreibern möglich, sich in Zukunft den kostspieligen Bau von Pumpwerken und Leitungen zu den nächstgelegenen Kläranlagen zu ersparen.

„Die Anbauweise in einem Gewächshaus mit gereinigtem Abwasser in Nachbarschaft zu unseren Teichen ist völlig neu für uns, erweist sich aber schon jetzt als Win-Win-Situation für Landwirtschaft und kommunale Wasserunternehmen“, sagt Christian Lampe, Geschäftsführer des Wasserverbandes Gifhorn. „Wir erhoffen uns auch Impulse für die verstärkte Nutzung in der konventionellen Beregnung.“

(Quelle: ISOE)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Informier' dich doch!

Jetzt den monatlichen 3R-info-Newsletter abonnieren!

Ina Kamps wird Chief Operating Officer (COO) bei TenneT Germany
Ina Kamps wird Chief Operating Officer (COO) bei TenneT Germany

TenneT Germany beruft Ina Kamps mit Wirkung zum 1. Dezember 2025 in die Geschäftsführung. Als Chief Operating Officer (COO) wird sie für das operative Geschäft von TenneT Germany zuständig sein und sich insbesondere auf den Netzausbau an Land und auf See, Wartung und Betrieb des Netzes und Safety konzentrieren.

mehr lesen
23. Schlauchlinertag und 14. Reparaturtag 2025 in Fulda
23. Schlauchlinertag und 14. Reparaturtag 2025 in Fulda

Der 23. Deutsche Schlauchlinertag und der 14. Deutsche Reparaturtag am 16. und 17. September 2025 in Fulda bieten erneut eine zentrale Plattform für qualitätsorientierte und praxisnahe Lösungen in der Kanalsanierung. Im Fokus stehen diesmal eine konsequente Qualitätssicherung in Planung und Bauausführung, aktuelle technische Entwicklungen und betriebliche Herausforderungen sowie nicht zuletzt kluge Strategien im Umgang mit dem Fachkräftemangel – auch auf Basis von KI und einer zunehmenden Automatisierung.

mehr lesen
38. Lindauer Seminar in 2026: Call for Papers
38. Lindauer Seminar in 2026: Call for Papers

Die Vorbereitungen für das 38. Lindauer Seminar am 12. und 13. März 2026 in Lindau laufen bereits. Der Fokus liegt im kommenden Jahr auf der Zukunftsfähigkeit von Entwässerungssystemen sowie auf praxisnahen Lösungen für den Kanalbetrieb und die Instandhaltung. Die Organisatoren rufen zur Einreichung von passenden Beiträgen bis zum 29. Juli 2025 auf.

mehr lesen

Publikationen zum Thema

Die Unterschiede der GFK-Schlauchliner – vom Freispiegelkanal zur Trinkwasserleitung

Die Unterschiede der GFK-Schlauchliner – vom Freispiegelkanal zur Trinkwasserleitung

Autor: Von Dr. Nils Füchtjohann
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Bereits über Jahrzehnte sind GFK-Schlauchliner im Abwasserbereich etabliert. Seit wenigen Jahren halten sie auch zunehmend Einzug in den Trinkwasserbereich. Hygienisch, nachhaltig und projektsicher – für die grabenlose Sanierung von ...

Zum Produkt

Kanalquerschnitts- und Profilvermessung in der Praxis

Kanalquerschnitts- und Profilvermessung in der Praxis

Autor: Von Erik Büttner und Ulrich Jöckel
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Nachdem mit 3D-Kameraequipments auch Querschnitte von Abwasserleitungen vermessen werden sollen, wird sich dieser Fachbericht dem Thema widmen. Vielen sind diverse Fachberichte zu Laserscann, photographischen und manuellen Messmethoden bekannt. Ein ...

Zum Produkt

Rheda-Wiedenbrück: Havarie-Konzept für wichtige Abwasserdruckleitung – Anschlussteil selbst entwickelt

Rheda-Wiedenbrück: Havarie-Konzept für wichtige Abwasserdruckleitung – Anschlussteil selbst entwickelt

Autor: Von Henning Winter und Ludger Wördemann
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Fast jede Kommune hat sie: Abwasserdruckleitungen. Und fast jede Kommune hat sie in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt. Doch so langsam kommen viele Druckleitungen in die Flegeljahre. Die KomNetABWASSER-Teilnehmerstadt ...

Zum Produkt