Das Verfahren wurde von 2016 bis 2019 im HypoWave-Pilotprojekt auf dem Gelände der Kläranlage Wolfsburg-Hattorf entwickelt und wissenschaftlich erprobt.
Im Reallabor werden beim Gemüseanbau im Großversuch – in einem Teilbereich des 1 600 m² großen Gewächshauses der IseBauern GmbH & Co. KG – die Pflanzen in einem hydroponischen Anbausystem in Gefäßen ohne Erde über eine Nährlösung unter Hinzunahme von – auf hohem Niveau – aufbereitetem Abwasser versorgt, das nährstoffreich und frei von Schadstoffen und pathogenen Keimen sein soll.
„Hydroponische Systeme sind an sich schon effizient, da sie mit wenig Wasser auskommen“, sagt HypoWave+-Projektleiter Thomas Dockhorn von der Technischen Universität Braunschweig. „Die Besonderheit im HypoWave-System ist, dass wir aus kommunalem Abwasser ein qualitativ hochwertig aufbereitetes Bewässerungswasser gewinnen, das Frischwasser vollständig ersetzt. Im Vergleich zur konventionellen landwirtschaftlichen Bewässerung können Wasserressourcen damit deutlich effizienter eingesetzt werden.“
Anbauverfahren für die Landwirtschaft effizienter
Das innovative HypoWave-System sorgt auch für eine optimierte Nährstoffversorgung, indem es den Pflanzen direkt aus dem recycelten Wasser wichtige Stoffe wie Stickstoff und Phosphor zuführt.
In der Inbetriebnahme des bislang größten Reallabors dieser Art in Kooperation mit dem kommunalen Wasserverband Giforn sieht Projektkoordinatorin Martina Winker (ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung) eine große Chance für die Forschung:
„Wir können die Entwicklung des HypoWave-Systems mit all seinen wissenschaftlich-technischen wie auch sozialen Innovationen vom Pilotprojekt bis zur Marktreife wissenschaftlich begleiten und uns intensiv mit Fragen des Qualitätsmanagements, der Vermarktung sowie der Kooperation der beteiligten Akteure beschäftigen.“
Gute Vernetzung der Akteure am Standort ausschlaggebend
Wichtig für Wissenschaft und Landwirtschaft sei es jetzt, dass sich das HypoWave-System an diesem Standort als tragfähig erweist, so dass Best-Practice-Empfehlungen für andere Standorte erarbeitet werden können.
Ausschlaggebend für den Erfolg des Reallabors sein die gute Vernetzung die beteiligten Akteure aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Pflanzenbau, Logistik und Handel sowie das Gelingen der Vermarktung der Produkte über regionale Vertriebsstrukturen. Ihren Weg in den Handel finden die Produkte über die Direktvermarktung des Landwirtschaftsbetriebs, Hofläden und regionale Supermärkte des Projektpartners Edeka-Ankermann.
Das Anbauverfahren mit zertifizierter Produktqualität wird für Kunden über einen QR-Code auf der Pappverpackung der Tomaten nachvollziehbar.
Auch für Betreiber kommunaler Kläranlagen von Vorteil
Auch für kommunale Betreiber von Anlagen zur Abwasserbehandlung, die ihre Klärteiche für die Wasserwiederverwendung zur Verfügung stellen wollen, erweise sich der Anbau mit HypoWave-Wasser als zukunftsfähig. Das Wasser stamme aus Klärteichen und werde in „einem mehrstufigen Verfahren mit Mikrosieb, neuartigem Aktivkohlebiofilter, Sandfilter und einem UV-Reaktor qualitativ hochwertig aufbereitet”, so Dockhorn weiter.
Durch diesen zusätzlichen Reinigungsvorgang sei es den Betreibern möglich, sich in Zukunft den kostspieligen Bau von Pumpwerken und Leitungen zu den nächstgelegenen Kläranlagen zu ersparen.
„Die Anbauweise in einem Gewächshaus mit gereinigtem Abwasser in Nachbarschaft zu unseren Teichen ist völlig neu für uns, erweist sich aber schon jetzt als Win-Win-Situation für Landwirtschaft und kommunale Wasserunternehmen“, sagt Christian Lampe, Geschäftsführer des Wasserverbandes Gifhorn. „Wir erhoffen uns auch Impulse für die verstärkte Nutzung in der konventionellen Beregnung.“
(Quelle: ISOE)