Dies waren aber nicht die einzigen beeindruckenden Zahlen des Projektes. Neben einer relativ kurz bemessenen Bauzeit von rund einem Jahr waren die anspruchsvollen und vorwiegend durch Kleiboden geprägten Bodenverhältnisse eine Herausforderung. Das sorgte dafür, dass der Graben für die Leitungsrohre DN 800 abschnittweise mit einer Spundwand gesichert wurden. Mit der Lieferung von ca. 3.500 t Spundwandprofilen tkL 603 k sowie zahlreichen Eckprofilen trug die terra infrastructure dazu bei, dass die logistische Herausforderung gemeistert werden konnte.
Gastransportleitungen für LNG-Importe
Die gasgebundene Energieversorgung erfuhr in den letzten Jahren eine atemberaubende Transformation. Insbesondere durch den Ausfall der Importe aus Russland und durch die Suche nach entsprechendem Ersatz wurden Maßnahmen und Umstellungen in kürzester Zeit erforderlich, die früher durchaus Jahrzehnte in Anspruch genommen hätten. Auf Grundlage des im Mai 2022 verabschiedeten LNG-Beschleunigungsgesetzes zeigten der Bau und die Inbetriebnahme von LNG-Terminals sowie der anhängenden Infrastruktur, dass in Hochgeschwindigkeit auf drohende Mangellagen reagiert werden kann. Das gilt auch für das Flüssigerdgas-Terminal in Brunsbüttel, das im April 2023 in den Regelbetrieb übergegangen ist. In einem zweiten Schritt wurden die Erdgastransportleitungen errichtet, die die LNG-Importe zuverlässig an die deutsche und europäische Gas-Infrastruktur anschließen. Um auch zukünftig Transportaufgaben in einer CO2-neutralen Wirtschaft übernehmen zu können, wurde die Leitung „Wasserstoff-ready“ ausgeführt.

Bei den Spundwandprofilen handelt es sich um klassische warmgewalzten U-Profile, die vor allem bei der Baugrubensicherung oder als Widerlager bei grabenlosen Querungen zum Einsatz kommen. Foto: terra infrastructure
Für die Sicherung des Leitungsgrabens lieferte die terra infrastructure u.a. rund 3.500 t Spundwandprofile tkL 603 k auf die Baustelle.
„Hierbei handelt es sich um klassische warmgewalzten U-Profile, die vor allem bei der Baugrubensicherung oder als Widerlager bei grabenlosen Querungen zum Einsatz kommen – so u.a. bei 19 Pressungen und elf Leitungsverlegungen mittels Horizontalspülbohrverfahren (HDD)“, erklärt Dipl.-Ing. Robert Haupt, Deputy Head of Sales Germany, terra infrastructure GmbH.
Die warmgewalzten Profile entstehen aus einem Vormaterial, das auf über 1.200 °C erwärmt wird. Durch die hohe Plastizität des Stahls sind verschiedene Profilausprägungen möglich – so etwa als U-Profile. „Diese besitzen ausgezeichnete statische Eigenschaften“, so Haupt weiter. „Sie zeichnen sich u.a. durch hohe Einbringleistungen aus. Aufgrund ihrer optimalen Wiederverwendbarkeit können sie nach ihrem Einsatz wiedergewonnen und erneut eingesetzt werden.“
Sicherung abschnittsweise mit Spundwänden
Vor allem die Bodenverhältnisse hatten dazu geführt, dass der Graben für die Leitungsrohre nicht mit einem herkömmlichen Verbausystem, sondern abschnittweise mit einer Spundwand gesichert wurden. In dieser Hinsicht konnten die Profile mit ihren Eigenschaften punkten. So sind sie beispielsweise sofort belastbar, in der Länge flexibel, im Wasser einsetzbar und weisen ein äußerst günstiges Verhältnis von Stahlquerschnitt zu Widerstandsmoment auf. Zudem sorgte der Einsatz der Profile für einen schnellen Baufortschritt. Nach Aussage von Haupt konnte die logistische Aufgabe problemlos gemeistert werden – und das in kürzester Zeit. So wurden die rund 2.200 Profile mit einer Länge von 12 m in einem Zeitfenster von Ende Februar bis Anfang April 2023 zur Einbaustelle geliefert. „Im Schnitt sind da pro Woche 20 bis 25 Lkw zur Baustelle gefahren“, erinnert sich Haupt. Zusätzlich zu den Profilen wurden zahlreiche Eckprofile geliefert. In Summe wurden ca. 8 km Rohrgraben mit teils einseitig, teils beidseitig mit zusätzlicher Spundung versehen. Die Teilabschnitte des Grabens gingen von 10 m beidseitig bis ca. 400 m beidseitig und verteilten sich dabei über die 54 km lange Trasse, von der ca. 45 km in offenen Rohrgraben verlegt werden.
(Quelle: terra infrastructure)