Neu erschienen ist das DVGW-Merkblatt (Technischer Hinweis) G 655 “Leitfaden H2-Readiness Gasanwendung”.
Dieses Merkblatt wurde vom Projektkreis „H2-Readiness Gasinstallation“ im Technischen Komitee (TK) „Gasinstallation“ unter Einbeziehung von Vertretern der TK „Häusliche, gewerbliche und industrielle Gasanwendungen“, „Bauteile und Hilfsstoffe – Gas“ sowie „Infrastruktur Gasmobilität“ erarbeitet.
Gemäß Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) § 3 Nr. 10c und Nr. 19a ist eine Einspeisung von Wasserstoff und anderer erneuerbarer Gase in das Erdgasnetz zulässig. In Verbindung mit dem § 49EnWG ist dabei das DVGW-Regelwerk, und hier insbesondere das DVGW-Arbeitsblatt G 260 „Gasbeschaffenheit“ sowie für Kundenanlagen weiterhin G 600 „Technische Regel für Gasinstallationen (DVGW-TRGI)“ und G 614-1 „Freiverlegte Gasleitungen auf Werksgelände hinter der Übergabestelle; Planung, Errichtung, Prüfung undInbetriebnahme“, zu beachten.
Nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 262:2011-09 „Nutzung von Gasen aus regenerativen Quellen in der öffentlichen Gasversorgung“ war bisher die Einspeisung von < 10 Vol.-% Wasserstoff zulässig. Mit der Fortschreibung der DVGW G 260:2020-09 und Zusammenführung mit DVGW G 262 (A) wurden die Grundlagen für die Einspeisung von Wasserstoff bis 20 Vol.-% fortgeschrieben. Grundsätzlich war dies durch eine entsprechende Ausnahmeregelung in DVGW G 260 (A), Abschnitt 4.2.2 „Relative Dichte“, in Verbindung mit einer Vorab-Prüfung bei Unterschreitung der relativen Dichte bisherschon möglich.
Zur Umsetzung „reiner“ Wasserstoffnetze findet derzeit eine Novelle des EnWG statt, mit der diese regulatorisch ins EnWG integriert werden. Auch hier wird das DVGW-Regelwerk als allgemein anerkannter Stand der Technik in Bezug genommen.
Mit diesem Merkblatt wird im Rahmen einer zweistufigen Vorgehensweise das DVGW-Regelwerk für wasserstoffreiche Erdgase bis 20 Vol.-% H2 oder Wasserstoff weiterentwickelt.
Als 1. Stufe sollen „H2-Leitfäden“ für Gasinfrastruktur und Gasanwendung erarbeitet werden, in denen die ergänzend zu den bestehenden Regelwerken einzuhaltenden Schutzziele für wasserstoffreiche Erdgase und Wasserstoff beschrieben werden. Ziel ist es, den bisherigen Anwendungsbereich der DVGW-Regelwerke auf Erdgas-Wasserstoff-Gemische oder reinen Wasserstoff auszuweiten. Dabei werden Hinweise und Handlungsempfehlungen gegeben, um z. B. gutachterliche Einzelabnahmen oder entsprechende Pilotprojekte umsetzen zu können.
In der 2. Stufe erfolgt unter Berücksichtigung der Ergebnisse parallel stattfindender F&E-Tätigkeiten einedetaillierte Anpassung und Überarbeitung der jeweiligen nationalen und europäischen Regelwerke.
An einigen Stellen sind derzeit nur pauschale Vorgaben bzw. Hinweise möglich. Sobald ein neuer Erkenntnisstand vorliegt, werden diese pauschalen Vorgaben bzw. Hinweise präzisiert.
Facts
Ausgabe 4/2021 (Erstausgabe)
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Lesetipp
3R-Fachbericht “H2-Gasbeimischung: Wie ‘ready’ sind Kunststoffrohrleitungssysteme?” von Ronald Aßmann, Stefan Griesheimer, Janko König und Stefan Schütz, Erscheinungsdatum: 11.03.2021, 4 Seiten, hier erhältlich
Inhalt: Die Energiewende ist in vollem Umfang in der Umsetzungsphase: Bis zum Jahr 2050 soll Energie in Deutschland vorwiegend aus regenerativen Quellen stammen. Dabei ist die CO2-Reduktion im Wärmeenergiemarkt immer stärker im Fokus; hier soll zunehmend auf Wasserstoff (H2) umgestellt werden. Ziel ist es, in einem ersten Schritt Wasserstoff bis 2030 in das bestehende Gasnetz einzuspeisen. Aliaxis Deutschland aus Mannheim hat in Kooperation mit dem DBI Leipzig seine Vorbereitungen dazu bereits getroffen.