31. Mai 2024 | Am 14. und 15. März fand am Bodensee zum 36. Mal das Lindauer Seminar statt. „Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“ lautete das Thema, das im Fokus des in der Lindauer Inselhalle stattfindenden, diesjährigen Fachforums zur Entwässerung, Inspektion und Sanierung von Kanal- und Rohrsystemen stand. Prof. Dr.-Ing. Karsten Kerres (FH Aachen) hat die Veranstaltung in seinem „Rückblick auf das 36. Lindauer Seminar 2024“ wie folgt zusammengefasst:
Auch in diesem Jahr wurde das Lindauer Seminar seinem Anspruch gerecht, perfekte Fachtagung und Austauschplattform zu allen Aspekten des Kanalmanagements zu sein. Insgesamt stellten 28 Referenten aus Wissenschaft und Praxis Ergebnisse Ihrer Arbeit vor und diskutierten unter der Leitung von Prof. Max Dohmann, Prof. Wolfgang Günthert, Prof. Karsten Kerres und Prof. Karsten Körkemeyer mit den über 600 Teilnehmern über Herausforderungen und Lösungsansätze rund um die Instandhaltung unserer Abwasserinfrastruktur.
Etwa 90 Aussteller präsentierten ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen in den großzügigen Foyer-Räumen der Lindauer Inselhalle. Begrüßt wurden die Teilnehmer durch die Oberbürgermeisterin der Stadt Lindau Dr. Claudia Alfons.
Zu Beginn der Fachtagung wurden Herausforderungen und Perspektiven der Wasserwirtschaft dargelegt. Dabei wurden zunächst einerseits die Konsequenzen beschrieben, die sich aufgrund des Klimawandels für die Siedlungsentwässerung ergeben und im Weiteren deren Bedeutung beim Bemühen um eine Klimaneutralität der Abwasserentsorgung aufgezeigt. Es wurde zudem dargelegt, dass die Siedlungsentwässerung als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung sei.

Das 36. Lindauer Seminar: Tagungssaal. Foto: Christian Flemming
In den folgenden Vorträgen wurden kommunale und private Aufgaben in der integralen Siedlungsentwässerung benannt. Zunächst wurde auf zwei Arbeitshilfen zum Umgang mit Hausdränagen und Grundstücksentwässerungsanlagen hingewiesen und die Ergebnisse eines Pilotprojektes zur Überprüfung und Sanierung privater Grundstücksentwässerungsanlagen vorgestellt. Beiträge zum notwendigen Zusammenwirken von öffentlicher und privater Entwässerung für ein zukunftsfähiges Regenwassermanagement und zur Minimierung der Gewässerbelastungen rundeten den ersten Vortragsblock ab.
Eine kritische Auseinandersetzung mit neuen Entwicklungen der Digitalisierung, insbesondere beim Building Information Modelling (BIM) und der Künstlichen Intelligenz (KI) erfolgte im Anschluss. Insgesamt wurde für den Tiefbaubereich ein erhebliches Potenzial in der Digitalisierung gesehen: Die in Zusammenhang mit Planung, Bau und Instandhaltung anfallenden Arbeitsprozesse können trotz notwendigem Weiterentwicklungsbedarf bereits jetzt deutlich beschleunigt werden. Dies sei gerade in Zeiten des Fachkräftemangels von größter Bedeutung für Betreiber und planende Ingenieurbüros.

Ausstellungsbereich des Lindauer Seminars in der Inselhalle. Foto: Christian Flemming
Der Donnerstag schloss mit einem Vortragsblock zum Themenfeld der effizienten Zustandserfassung von Kanalisationen und Sonderbauwerken. Dabei wurden intelligente strategische Konzepte zur kostenoptimierten und bedarfsgerechten Festlegung von Inspektionsintervallen ebenso vorgestellt wie praktische Erfahrungen zur Zustandserfassung mittels fliegender Drohnen oder einfacher Untersuchungssysteme, wie elektronische Kanalspiegel oder sehende Reinigungsdüsen.
Mit den Themen Kanalbetrieb und Kanalinstandhaltung in Zeiten beschränkter Mittel wurden am zweiten Seminartag weitere Aspekte des modernen Kanalmanagements thematisiert. So wurde zunächst über Untersuchungen zu Möglichkeiten und Grenzen der ressourcenschonenden Eigenwasser- und Schwallspülung, über Erfahrungen mit kostengünstigen Techniken zum Füllstandsmonitoring oder über einfache Lösungen zur bedarfsorientierten Straßenablaufreinigung berichtet.
Im Weiteren wurden Effizienz und Qualitätssicherung in Zusammenhang mit Ausschreibung und Vergabe von Planungsleistungen diskutiert. Leistungs- oder Preiswettbewerb? Das war hier ebenso die Frage wie die Konformität von Ausschreibung, Angebot, Auftrag und Bauausführung.
Zusammenfassend wurden also auch bei dem diesjährigen Lindauer Seminar alle Facetten einer zukunftsfähigen Siedlungsentwässerung aus Sicht der Gesetzgebung, der Betreiber, der Planer und der Anwender vorgestellt und von den Teilnehmern angeregt diskutiert. Ein besonderer Dank geht im Namen aller Teilnehmer an die Familie Jöckel und alle Mitarbeiter der Fa. JT-elektronik GmbH für die hervorragende Gestaltung und Organisation des Seminars.
Das 37. Lindauer Seminar 2025 „Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“ findet am 13. und 14. März 2025 in Lindau statt. Die Details finden Sie unter www.jt-elektronik.de. Die Organisatoren freuen sich auf Ihre Vorschläge zu Referaten, welche Erfahrungen, Lösungen oder neue Entwicklungen zu einem optimieren Kanalmanagement aufzeigen. Melden Sie sich gerne direkt bei sonja.joeckel@jt-elektronik.de.
(Quelle: JT-Elektronik)