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Schlauchlinertag und Reparaturtag: aktuelle Branchenthemen im Fokus

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Autor: Kathrin Mundt

Am 14. und 15. September 2022 finden im Kongress Palais in Kassel der 20. Deutsche Schlauchlinertag und der 11. Deutsche Reparaturtag statt. Auch in diesem Jahr können die Teilnehmer wählen, ob sie live dabei sein, oder den renommierten zweitägigen Branchentreff online verfolgen wollen. Der Veranstalter hat die Basis dafür geschaffen, dass die Vorträge live in einen virtuellen Veranstaltungsraum übertragen werden.

Moderierte Außenvorführungen, bei denen Hersteller ihre Produkte und Verfahren präsentieren, runden das Programm des Schlauchliner- und Reparaturtags ab und geben einen Einblick in die Praxis

„Ob online oder vor Ort – die Teilnehmer können sich auf die Vorstellung aktueller Standards und technologischer Entwicklungen von Schlauchlining- und Reparaturverfahren in Theorie und Praxis ebenso freuen, wie auf eine Vielzahl interessanter Fachvorträge und Diskussionen“, erklärt der Organisator Dr.-Ing. Igor Borovsky, 1. Vorsitzender der Technischen Akademie Hannover e. V. (TAH) und Geschäftsführer des Verbandes Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB). Dabei werden insbesondere aktuelle Megatrends im Fokus stehen, die die Branche zurzeit bewegen. „Neben den Auswirkungen von Klimawandel, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg betrifft das vornehmlich das Recruiting von Fachpersonal und die Verschlankung von Arbeitsabläufen“, so Borovsky weiter. Und mit den moderierten Außenvorführungen, bei denen Hersteller ihre Produkte und Verfahren präsentieren, wird auch der Praxisteil ausreichend Platz erhalten.

Schlauchlinertag mit neuem Kick-off

Neu strukturiert wurde der Auftakt des Schlauchlinertages. Hier steht nun ein konstruktives Networking von kommunalen Netzbetreibern, Planern, bauausführenden Unternehmen sowie Anbietern von Produkten und Verfahren im Vordergrund. Ziel dieses intensivierten Austauschs soll es sein, das Leistungspotenzial des Schlauchlinings angesichts der Herausforderungen durch Energiekosten, Klimawandel, Personalmangel hervorzuheben. Ausgewiesene Fachleute werden kurze Impulsvorträge halten, um die Statements dann mit dem Fachpublikum zu diskutieren.

„Von einem zu Anfang belächeltem System hat sich das Schlauchlinerverfahren zu dem am meisten angewendeten Renovierungsverfahren gemausert“, erklärt Dipl.-Ing. Franz Hoppe, ehemals bei der Hamburger Stadtentwässerung tätig. „Jetzt nur auf die erfolgreiche Vergangenheit zu schauen oder im Moment zu verharren ist allerdings das falsche Signal.“ Die heutigen Probleme seien nicht die gleichen wie in den Anfängen – so Hoppe weiter, für den Personalmangel, Lieferengpässe, steigende Preise und deren Weitergabe an den Endverbraucher zu den aktuellen Themen zählen, die es zu diskutieren gilt. In diesem Sinne will der Schlauchlinertag auch in diesem Jahr dazu beitragen Probleme aufzuzeigen und sie zu lösen.

Wertsicherungsklausel als Lösung?

Mit Sachverhalten, die mit Ausschreibungen und Vergütung zu tun haben, geht das abwechslungsreiche Programm weiter. Schlagworte wie faire Entlohnung, Tarifbedingungen oder Preisgleitklausel sorgen für den roten Faden der weiteren Diskussion.

Die Wertsicherungsklausel, mit der sich zum Beispiel der Lieferant das Recht vorbehält, bei Erhöhung seiner Selbstkosten den Preis einer Ware anzupassen, wird oft als Zaubermittel gehandelt. Stellt dieses Instrument die Lösung für Inflation und Vergabeverfahren dar, wo doch öffentliche Auftraggeber eigentlich gehalten sind Festpreise auszumachen und auch bei absehbaren steigenden Rohstoffpreisen oder auch offensichtlich kommender Inflation an diesen festzuhalten? Der Bereich der Grundstücksentwässerung wirft ebenfalls brennende Fragen auf: Wie sehen etwa schlüssige Konzepte und Strategien bei der Hausanschlusssanierung aus?
Antworten soll die Vorstellung kommunaler Verantwortungsmodelle als Vorbild für die Sanierung von Grundstücksentwässerungsanlagen geben. Mit einer Gesamtbetrachtung des Schlauchlinings unter besonderer Berücksichtigung aller qualitätsbezogenen Aspekte auch bei Hausanschlüssen und Schachtanbindungen endet das Programm des Vormittags, bevor es live und online mit den moderierten Außenvorführungen weitergeht.

Heiße Eisen

Danach folgen ausgesuchte Einzelthemen wie die Sanierung von Druckrohrleitungen mit Schlauchlinern. Hier eröffnet insbesondere die Renovierung von Trinkwasserleitungen ein sehr interessantes Marktsegment für das Schlauchlining. Der Vortrag über „Asbestfaserzement – Passivierung von Rohrleitungen mit Hilfe des Schlauchlinings aus rechtlicher und technischer Perspektive“ greift dann ein weiteres heißes Eisen auf. Obwohl nach der REACH-Verordnung bei Bauwerken mit Asbestzement „lebensverlängernde“ Maßnahmen nicht zulässig sind, möchte die Branche das Schlauchlining als emissionsarmes Verfahren etablieren und damit letztlich einen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz leisten. Mit interessanten Fallbeispielen wird der 20. Schlauchlinertag auf die Zielgerade gehen; parallel zum Nachmittagsprogramm findet das Einsteigerforum statt, das sich traditionell mit den Basisthemen Hauptkanäle, Grundstücke und Equipment rund um das Schlauchlining widmet.

Die schlanke Sanierungsbaustelle

Der 11. Deutsche Reparaturtag führt den roten Faden des ersten Veranstaltungstages inhaltlich weiter. Auch hier liegt ein Schwerpunkt auf dem Personalmangel, der die Unternehmen der Branche seit Jahren vor große Herausforderungen stellt.

„Wenn wir weiterhin in diesem Umfang Kanalsanierung betreiben oder diese sogar noch steigern wollen, müssen wir Lösungen für die Personalfrage finden“, so das Statement von Dipl.-Ing. Michael Hippe. Konsequent lautet das diesjährige Motto „die schlanke Sanierungsbaustelle“ und greift die Frage auf, wie man diesen Sachverhalt auf die Kanalsanierungspraxis übertragen kann. Für den Vorstandsvorsitzenden des VSB ist das mit der Nutzung von Ansätzen des Lean Managements möglich – hier sieht er deutliches Potenzial. „Wir müssen durchgetaktete Prozesse schaffen, angefangen bei der Planung, über die Ausschreibung und Beauftragung bis hin zur Ausführung; es wird eine wesentliche Aufgabe sein, den ganzen Prozess rund um die Kanalsanierung so zu gestalten, dass er schlank bleibt und mit weniger Personal durchzuführen ist und gleichzeitig der Qualitätsanspruch nicht auf der Strecke bleibt“, ist Hippe überzeugt.

Abläufe neu strukturieren

Wie es gehen könnte, zeigen die Beiträge von Themenblock 2, der der traditionellen Einführung zum aktuellen Stand der Normung folgt. Unter anderem werden Lösungsansätze wie das schlanke Leistungsverzeichnis vorgestellt. Nach Meinung nicht weniger Branchenkenner vereinfacht die Arbeit mit qualifizierten Muster-LVs vieles – sowohl auf Auftraggeber- als auch auf Auftragnehmerseite. Gleiches gilt für die schlanke Sanierungsüberwachung. Handelt es sich um ein notwendiges Übel oder eine lästige Pflicht und was ist überhaupt nötig, um den Sanierungserfolg sicher zu stellen? Um eine zum Projekt passende Verfahrenstechnik auszuwählen, reicht die Betrachtung der vom Gerätehersteller oder Dienstleister angebotenen technischen Möglichkeiten nicht aus.

„Für die Entscheidungsfindung im Rahmen der Sanierungsplanung wird künftig eine objektbezogene Risikobewertung unerlässlich sein“, ist Hippe überzeugt. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass durch den VSB-Fachausschuss Hilfsmittel für die Risikobeurteilung erarbeitet wurden, die die einzelnen Sanierungsverfahren individuell anhand klarer Kriterien bewertbar machen. Darüber hinaus wird es wesentlich darauf ankommen, Arbeitsabläufe konsequent weiter zu digitalisieren und ein schlankes Datenmanagement einzuführen.

Mit Schachtsanierung und Asbestzementrohren werden im nächsten Vortragsblock weiterhin äußerst sensible Themen angesprochen. Denn was bei Kanalrohren meist plausibel ist, ist bei den Schachtsanierungen – wenn überhaupt – nur sehr schwammig geregelt: Ein Umstand, der in der Praxis immer wieder zu Problemstellungen führt. Ähnlich schwierig gestaltet sich der Umgang mit Asbestzementrohren. Referenten gehen auf Anforderungen, zugelassene Verfahren und Ausschreibungen ein.
Danach berichten Vertreter von Fachfirmen über ihre Erfahrungen und Innovationen in der Branche, bevor es dann bei den darauffolgenden Außenvorführungen Anwendungen moderner Reparaturverfahren zum Anfassen gibt.

Vielfältige Auswirkungen

Welch existenzielle Bedeutung Fachkräfte für die Kanalsanierung haben, beleuchten die Referenten im folgenden Vortragsblock. Denn diese werden zunehmend rar. Seit Jahren herrscht in der Branche Fachkräftemangel, mit der Folge, dass sich aufgrund personeller Engpässe notwendige infrastrukturelle Baumaßnahmen immer häufiger verzögern. Das hat u.a. Auswirkungen auf die Vergabe von Ingenieurleistungen und damit auf die Qualität. „Auch hier muss die Frage erlaubt sein, ob es zielführend ist, immer den billigsten Anbieter zu nehmen“, so Hippe.
Schließlich gelte es auch hier mit Blick auf den Sanierungserfolg auf Qualität zu achten – und das bei den Planungsleistungen ebenso wie bei den ausführenden Unternehmen. Welche Wege die richtigen sind, die aus der Situation des Personalmangels führen, soll in Kassel ebenfalls diskutiert werden. Fakt ist, dass Quereinsteiger
zunehmend mehr in den Fokus gelangen werden, Möglichkeiten bietet aber auch die Weiterqualifikation von Mitarbeitern. Eine Podiumsdiskussion darüber, ob die Kanalreparatur noch kalkulierbar ist, wird den 11. Reparaturtag in Kassel beschließen. Aus der Auseinandersetzung mit Schlagworten wie Materialengpässe und Stoffpreisgleitklausel sollen Prognosen für die Zukunft abgeleitet und mögliche Strategien für die Branche aufgezeigt werden.

Die an beiden Tagen stattfindende begleitende Fachausstellung bietet genügend Raum für den konstruktiven Austausch der Teilnehmer. Fotos: TAH

Veranstalter und Organisator Dr. Borovsky ist sicher, mit einem interessanten Mix aus aktuellen Zeitthemen, Neuigkeiten aus der Branche, viel Praxisbezug und ausgiebigem Netzwerken den Grundstein für zwei informative Veranstaltungstage gelegt zu haben. Vor diesem Hintergrund bieten auch die an beiden Tagen stattfindenden
forumsbegleitenden Fachausstellungen genügend Freiraum für den Austausch der Teilnehmer.

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