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VATM und Dialog Consult: 29,3 Mio. gigabitfähige Anschlüsse

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Autor: Kathrin Mundt

Rund 29,3 Mio. gigabitfähige Anschlüsse wird es Mitte 2021 in Deutschland geben. Dazu zählen DOCSIS-3.1-Kabelanschlüsse und Glasfaseranschlüsse bis zum Haus/Endkunden (FTTB/H). Damit sind es rund 1,4 Mio. und 5 % mehr als Ende 2020. So lauten Ergebnisse der 3. Gigabit-Studie, die DIALOG CONSULT und VATM am 11. Mai 2021 vorgestellt haben. 92 % dieser Highspeed-Anschlüsse werden von den Wettbewerbern, 8 % von der Telekom zur Verfügung gestellt.

Im Sommer werden schätzungsweise 62,4 % der Haushalte mit gigabittauglichen Anschlüssen versorgbar sein. (Als verfügbar werden Anschlüsse eingestuft, bei denen das Kabel (Koax oder Glasfaser) (a) leicht erreichbar hausbezogen in der Straße liegt oder (b) bis zum Gebäudekeller oder (c) bis in die Wohnung reicht – unabhängig davon, ob Carrier für diesen Anschluss mit Endkunden einen Vertrag abgeschlossen haben (verfügbare aktive Anschlüsse) oder nicht (verfügbare nicht aktive Anschlüsse).

Dynamischer Glasfaserausbau

„Die Dynamik des Glasfaserausbaus nimmt weiter Fahrt auf. Von Ende 2020 bis Ende Juni 2021 wird die Zahl der FTTB/H-Anschlüsse um 800.000 auf fast 6 Mio. steigen. Der Ausbau der DOCSIS-3.1-Kabelanschlüsse ist weitgehend abgeschlossen – die restlichen 3 Mio. Anschlüsse dürften in den kommenden 12 Monaten noch aufgerüstet werden“, so TK-Experte Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, wissenschaftlicher Beirat der Unternehmensberatung DIALOG CONSULT und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

Die Zahl der verfügbaren Gigabit-Anschlüsse über Breitbandkabel steigt im ersten Halbjahr um mehr als 600.000 auf 23,3 Mio. Anschlüsse. „Die meisten neuen Gigabit-Anschlüsse entstehen auf Basis der HFC-Breitbandkabel-Infrastruktur, meist ohne viel Tiefbau. Anders beim Glasfaserausbau: Er bedeutet mit der Verlegung neuer Kabel höhere Investitionen. Der Ausbau geht voran und dies erfreulicherweise insbesondere auf dem Land“, erläutert Prof. Gerpott. „Die sehr guten Zahlen belegen eine weiterhin hohe Dynamik beim Netzausbau. Die Summe der privat von den Wettbewerbern bereitgestellten Investitionsmittel, die in den nächsten Jahren verbaut werden soll, ist auf weit über 20 Mrd. Euro angestiegen und sie wird weiterwachsen“, sagt VATM-Präsident David Zimmer.

Rund 3,7 Mio. der Glasfaseranschlüsse wurden und werden von den Wettbewerbern insgesamt bis Jahresmitte gebaut. Damit entfallen von den verfügbaren FTTB/H-Anschlüssen fast zwei Drittel auf die Wettbewerber und gut ein Drittel auf die Telekom. 2,1 Mio. der insgesamt 6 Mio. Glasfaseranschlüsse werden von den Endkunden auch genutzt.

Take-up-Rate

Auffällig dabei: Sieben von zehn Endkunden buchen einen solchen Anschluss bei den alternativen Anbietern. Während die Wettbewerbsunternehmen bei den echten Glasfaseranschlüssen eine Take-up-Rate von knapp 40 % erreichen, liegt diese bei der Telekom bei unter 30 %. Die Telekom wird bis Ende Juni schätzungsweise 2,3 Mio. FTTB/H-Anschlüsse gebaut haben. „Nachdem die Telekom die durch die Physik gesetzten Grenzen der eigenen VDSL-Technik nicht mehr als Begrenzung für die eigenen Endkundenangebote hinnehmen will und der Druck durch den Wettbewerb gewachsen ist, setzt sie nun endlich deutlich auf den Bau von FTTB/H. Durch diese Intensivierung des Wettbewerbs wird sich der Ausbau insgesamt beschleunigen“, ist Prof. Gerpott überzeugt. Man könne den Ausbau aber nur gemeinsam stemmen, unterstrich VATM-Präsident Zimmer. „Dabei muss die Telekom aber unbedingt fair ‘spielen’ und die Regeln einhalten. Sie darf nicht auf strategische Marktverdrängung setzen“, betont er.

Glasfaserausbau im ländlichen Raum

Beim Ausbau hat insbesondere der Glasfaseraufbau im ländlichen Raum zu einer Verbesserung der Versorgungsquote geführt – die Zahl der ausschließlich mit Glasfaser versorgten gigabitfähigen Haushalte ist um über 23 % auf 2,9 Mio. angestiegen. Gleichzeitig nimmt der Infrastrukturwettbewerb zu. Die Zahl der Haushalte, die bei gigabitfähigen Anschlüssen zwischen HFC-Netzen und Glas auswählen können, ist um über 9 % auf 3,1 Mio. gewachsen.

„Nur mit dem richtigen Ziel gibt es auch die richtigen Maßnahmen“

„Die Entwicklung beim Glasfaserausbau zeigt, dass nicht enorme Fördermittel der entscheidende Treiber sind, sondern der eigenwirtschaftliche Ausbau, der auch im ländlichen Bereich immer besser funktioniert“, unterstreicht VATM-Präsident Zimmer. Er appelliert an die politisch Verantwortlichen auch in den Kommunen: „Tausende Markterkundungs- und Förderverfahren auf Basis der neuen Graue-Flecken-Förderung werden die schnelle Versorgung vieler ländlicher Kommunen verlangsamen und verteuern. Außerdem wird sie mangels Priorisierung vielfach die echten weißen Flecken und die Bürgerinnen und Bürger dort noch länger im Regen stehen lassen.“

Der VATM-Präsident fordert, jetzt beherzt wichtige TK- und digitalpolitische Maßnahmen einzuleiten und vor allem auch umzusetzen. Hierzu gibt der VATM mit seinem neuen Positionspapier zur Bundestagswahl einen Überblick. Die Bundesregierung müsse endlich auf das realistische und von vielen geteilte Ausbauziel 2030 für eine Gigabit-Versorgung einschwenken. „Nur mit dem richtigen Ziel, können wir die richtigen Wege festlegen“, so Zimmer. Dazu gehören u.a. die genannte praxisorientierte Anpassung der Förderung mit Fokus auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau, Zwischenlösungen z.B. via Satellit, Voucher für den Endkunden und Bürokratieabbau. Durch die Schaffung einer langfristigen und verlässlichen Perspektive sollte der Mangel an Baukapazitäten und Fachkräften beseitigt werden können.

VATM fordert ein Digitalministerium

Zudem fordert der VATM-Präsident die Aufgabe der Bundesanteile an der Telekom. „Die hohe Staatsbeteiligung ist und bleibt unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten problematisch“, so der VATM-Präsident. Neu geschaffen werden sollte aus Sicht des VATM unbedingt ein Digitalministerium mit Unterbau, z.B. bei der Bundesnetzagentur. „Ein Digitalministerium ist zukünftig unverzichtbar, wenn wir die Herausforderungen meistern wollen, die vor uns liegen“, so Zimmer.

Einige gute Ansätze für Verbesserungen beim Ausbau finden sich in der Novelle des Telekommunikationsgesetzes, die am 7. Mai 2021 vom Bundesrat verabschiedet wurde. Der Bürokratieabbau wurde dort jedoch an einigen Stellen ins Gegenteil verkehrt. So führt z.B. die Angabe aller ladungsfähigen Anschriften von Drittanbietern ohne Vorteile für Verbraucherinnen und Verbraucher zu seitenlangen Telefonrechnungen, anstatt hier auf die bereits bestehenden digitalen Lösungen zurückzugreifen.

„Die Politik muss auch im Wahlkampf einen klaren Blick für das Machbare behalten und darf nicht Bürgerinnen und Bürgern Versprechungen machen, die dann in der Realität wieder und wieder nicht eingehalten werden können. Nur mit und nicht gegen die Unternehmen werden wir die Gigabit-Gesellschaft schaffen“, appelliert VATM-Präsident Zimmer.

Die 3. VATM-Gigabit-Studie finden Sie hier.

Hintergrund

Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, wissenschaftlicher Beirat des Beratungsunternehmens DIALOG CONSULT GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmens- und Technologieplanung mit dem Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen

David Zimmer, Präsident des VATM e. V., Geschäftsführung Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser, Gründer und Geschäftsführer der inexio Informationstechnologie und Telekommunikation GmbH

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