Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Wasserstoff: Stimmen zur Verabschiedung der EnWG-Novelle

Inga Posch, Geschäftsführerin FNB Gas, und Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, äußern sich zur Verabschiedung der EnWG-Novelle zur Übergangsregulierung von H2-Netzen.

von | 27.06.21

Der Bundestag hat am 24.06. die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) verabschiedet. Im Zuge dessen hat das Parlament über zahlreiche weitere gesetzliche Anpassungen entschieden. Dazu gehören insbesondere Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz, am Messtellenbetriebsgesetz und zur Regulierung von Wasserstoffnetzen.

Zur Verabschiedung der EnWG-Novelle zur Übergangsregulierung von H2-Netzen kommentiert Inga Posch, Geschäftsführerin FNB Gas:

„Es ist gut, dass mit der Verabschiedung der EnWG Novelle nun die rechtlichen Grundlagen für den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur aus dem bestehenden Gasnetz heraus gelegt wurden. Die Fernleitungsnetzbetreiber begrüßen ausdrücklich, dass mit dem Entschließungsantrag des Bundestages und den Anpassungen im Gesetzestext, die Perspektive einer einheitlichen Regulierung von Gas- und Wasserstoffinfrastruktur im EnWG fest verankert wurde. Gasnetz und Wasserstoffnetz sind eine Einheit und sollten daher sowohl regulatorisch als auch netzplanerisch als solche betrachtet werden.

Nur mit dieser Perspektive können wir die Infrastruktur volkswirtschaftlich sinnvoll von Erdgas auf Wasserstoff umstellen und den Transformationsprozess zum Erfolg führen. Und nur dann besteht die Chance, die Klimaziele sowohl in der Industrie als auch im Wärmemarkt zu erreichen.“

Stimmen aus den Verbänden zur EnWG-Novelle

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, erklärt:

„Mit der Verabschiedung der EnWG-Novelle wurde an zahlreichen kleineren energiepolitischen Stellschrauben gedreht, von denen viele zu Verbesserungen in ihrem jeweiligen Bereich führen. Zusätzlich hätten in das Gesetzespaket wichtige Reformen zum Erreichen der Klimaziele gepackt werden können. Diese Chance hat die Bundesregierung für die auslaufende Legislaturperiode aber leider verpasst.

Positiv ist, dass im Zuge der EnWG-Novelle auch das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) angepasst wurde. Damit wird nach dem Urteil des OVG Münster einem möglichen Fadenriss beim Smart Meter Rollout begegnet.

Angesichts der bevorstehenden Herausforderungen an die Strom- und Gasnetze begrüßen wir zudem ausdrücklich die Vorgabe an die Regulierung, dass die Lebensfähigkeit der Netze gewährleistet sein muss. Hinter dem Begriff „Lebensfähigkeit“ steht der Gedanke, dass notwendige Investitionen in die Netze unter angemessenen Bedingungen vorgenommen werden können, um den im Zuge der Energiewende erforderlichen Um- und Ausbau der Netze sowie dessen Betrieb in den nächsten Jahrzehnten sicherzustellen.

Mit Blick auf Stromspeicher ist erfreulich, dass ermöglicht wurde, Netzspeicher nun größer zu dimensionieren und grundsätzlich sowohl für netzdienliche als auch für marktliche Flexibilitäten zu nutzen („dual use“). Kritisch sehen wir allerdings die Möglichkeit einer doppelten Vermarktung des Anlagenteils, der vom Netzbetreiber kontrahiert und dadurch bereits über die Netznutzungsentgelte finanziert wird. Diese Regelung sollte auf mögliche negative Folgen für den Wettbewerb evaluiert werden. Die Anpassungen zur Vermeidung der doppelten EEG-Umlage bei zum Beispiel kleineren Heimspeichern sind hingegen sehr positiv. Sie führen zu deutlichen Erleichterungen für die Betreiber.

Sinnvoll ist auch die Fortführung der Regelung „Nutzen statt Abregeln“, wonach in Engpassregionen zuschaltbare Lasten beispielsweise Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen nutzen können, die sonst aufgrund von Netzengpässen hätten abgeregelt werden müssen. Es wäre allerdings wünschenswert gewesen, Anreize für eine flexiblere Nachfrage zu setzen.

Mit Blick auf die Regulierung von Wasserstoffnetzen wurde die Chance vertan, die richtigen Weichen für den zügigen Aufbau einer zukunftsfähigen Wasserstoffinfrastruktur zu stellen. Es ist unverständlich, dass sich die Bundesregierung für eine getrennte Regulierung von Gas- und Wasserstoffnetzen entschieden hat, anstatt Wasserstoffnetze in den bewährten Regulierungsrahmen für das Gasnetz zu integrieren. Dies behindert eine integrierte Systemplanung aller Infrastrukturen und eine künftige Nutzung vorhandener Gasinfrastruktur für den Einsatz von klimaneutralen Gasen.

Bedauerlich ist auch, dass mit dieser Novelle nur wenige Punkte aus dem Entschließungsantrag zum EEG 2021 umgesetzt wurden. Dringend notwendig wäre beispielsweise eine Anhebung der Ausbaupfade für Erneuerbare Energien gewesen. Dies muss nun eines der ersten Projekte der nächsten Bundesregierung werden.“

DVGW-Präsident Michael Riechel sagt:

„Das Parlament hat mit seiner Entscheidung zur Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) und der damit verbundenen gemeinsamen Regulierung und Finanzierung von Wasserstoff- und Gasnetzen einen großen Knoten durchschlagen. Dieser Beschluss wird entscheidend dazu beitragen, die Transformation der wichtigsten Energieinfrastruktur Deutschlands hin zur Klimaneutralität zu beschleunigen und für die Gaskunden bzw. Netznutzer kostenoptimal zu gestalten.

Wasserstoff als Energieträger und die Nutzung der vorhandenen Gasinfrastruktur sind wesentliche Voraussetzungen, eine klimaneutrale Energieversorgung in Deutschland zu gewährleisten. Das Gasnetz mit einer Gesamtlänge von rund 500.000 Kilometern – bestehend aus Hochdruck- und Verteilnetzen – muss mittelfristig in der Lage sein, klimaneutrale Gase in großem Umfang zu transportieren und zu verteilen. Schon heute sind weite Teile „H2-ready“, eine Beimischung von Wasserstoff ist also problemlos möglich.

Die Benennung des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in der Parlamentsentscheidung als Regelsetzer nun auch für Wasserstoff ist für uns Würdigung und Auftrag zugleich. Mit dem technisch-wissenschaftlichen Knowhow der im DVGW aktiven Expertinnen und Experten und der anerkannten Forschungskompetenz werden wir an entscheidender Stelle dazu beitragen, den Anspruch des EnWG an die Versorgung der Allgemeinheit auf Sicherheit, Verbraucherfreundlichkeit, Effizienz, Umweltverträglichkeit und Leitungsgebundenheit zu erfüllen.“

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Neue Studie: Starke Wärmenetze für eine sichere Versorgung
Neue Studie: Starke Wärmenetze für eine sichere Versorgung

Fernwärme soll bis 2045 rund ein Drittel aller Wohnungen in Deutschland klimaneutral beheizen können – vor allem in Städten und Ballungsräumen. Um die Wärmenetze an diesen Bedarf anzupassen, braucht es eine Verdopplung der Investitionen auf rund 5 Mrd. Euro im Jahr. Eine Studie von Agora Energiewende zeigt, wie der zügige Aus- und Umbau der Netze und eine sozialverträgliche Preisgestaltung für Haushalte gelingen können.

mehr lesen
Wasserstofftransformation in Nordhessen und Südniedersachsen: Netzbetreiber kooperieren
Wasserstofftransformation in Nordhessen und Südniedersachsen: Netzbetreiber kooperieren

Um die Transformation von Erdgas hin zu Wasserstoff weiter voranzutreiben, haben sich sechs Netzbetreiber zu einer starken Partnerschaft für Nordhessen und Südniedersachsen entschlossen: die beiden überregionalen Transportnetzbetreiber terranets bw GmbH und Thyssengas GmbH, deren Pipelines Bestandteil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes sein werden, und die regionalen Netzbetreiber Städtische Werke Netz + Service GmbH und EAM GmbH & Co. KG aus Kassel, Energie Waldeck-Frankenberg GmbH, Stadtwerke Göttingen AG, über deren Netze Industrie, Gewerbe und Haushalte mit Energie versorgt werden.

mehr lesen
Spatenstich in München: Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa
Spatenstich in München: Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa

Sechs Geothermieanlagen betreiben die Stadtwerke München (SWM) bereits in und um München, sie sind damit Deutschlands größter Geothermiebetreiber. Die siebte errichten sie nun auf dem Gelände des Michaelibads, eines öffentlichen Bades im Münchner Südosten. Nach Fertigstellung im Jahr 2033 soll sie Wärme für rund 75.000 Münchner liefern. Mit dem Spatenstich am 30. September begannen die Bauarbeiten für dieses bedeutende Klimaschutzprojekt.

mehr lesen

Publikationen zum Thema

Einfluss von Wasserstoff auf Kunststoffrohre und Formteile untersucht: Wasserstoffintegrität belegt

Einfluss von Wasserstoff auf Kunststoffrohre und Formteile untersucht: Wasserstoffintegrität belegt

Autor: Von Andreas Redmann
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Als Energieträger der Zukunft soll grüner Wasserstoff zur Dekarbonisierung von Gebäuden, Verkehr und Industrie beitragen. Um dieses Potenzial gerade für den Gebäudesektor produktiv zu machen, gilt es aktuell die in Gasverteilnetzen eingesetzten ...

Zum Produkt

Wasserstoff aus Verteilnetzsicht – Beimischung oder 100 %?

Wasserstoff aus Verteilnetzsicht – Beimischung oder 100 %?

Autor: Von Jörg Heinen, Stefan Stollenwerk und Martin Wiggering
Themenbereich: Gas & Erdgas

Anhand öffentlich zugänglicher Daten und relevanter technischer Parameter wird der aktuelle Stand der Wasserstoffintegration in öffentliche Gasnetze auf deutscher und europäischer Ebene untersucht. Die Ergebnisse werden diskutiert und um ...

Zum Produkt

H2-Gasbeimischung: Wie „ready“ sind Kunststoffrohrleitungssysteme?

H2-Gasbeimischung: Wie „ready“ sind Kunststoffrohrleitungssysteme?

Autor: Von Ronald Aßmann, Stefan Griesheimer, Janko König und Stefan Schütz
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Die Energiewende ist in vollem Umfang in der Umsetzungsphase: Bis zum Jahr 2050 soll Energie in Deutschland vorwiegend aus regenerativen Quellen stammen. Dabei ist die CO2-Reduktion im Wärmeenergiemarkt immer stärker im Fokus; hier soll zunehmend ...

Zum Produkt