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Wasserstoffhochlauf: Energie- und Industrieverbände veröffentlichen Impulspapier

Eine große Verbändeinitiative aus Energiewirtschaft und Industrie hat ein Impulspapier veröffentlicht. Sie ruft die Bundesregierung dazu auf, eine Wasserstoff-Allianz auf EU-Ebene zu initiieren. Dies ermögliche es, die Vereinbarung im Koalitionsvertrag, eine führende Rolle in einer europäischen Wasserstoffinitiative einzunehmen, mit Leben zu erfüllen. Auch für den europäischen Wasserstoffhochlauf sei dies erfolgsversprechend. Ein Originalbeitrag.

von | 18.06.25

Wasserstoffhochlauf: Leitungen eines Wasserstoffspeichers der RAG Austria in Rubensdorf
Urheber: Swen Gottschal /DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT
Der Wasserstoffhochlauf soll auf EU-Ebene vorangetrieben werden

Die Verbände skizzieren mögliche Ziele und Handlungsfelder in einem Impulspapier.

Wasserstoff und seine Derivate sind unverzichtbar, um Klimaneutralität zu erreichen, Versorgungssicherheit zu gewährleisten und den Industriestandort in Deutschland langfristig zu sichern. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft birgt zudem enormes Potenzial für die Wettbewerbsfähigkeit der EU, ihre globale Innovationskraft und Technologieführerschaft sowie zur Stärkung der Resilienz. Sie kann maßgeblich zur Energie- und Technologiesouveränität Europas beitragen.

Doch der Hochlauf wird aktuell politisch erschwert: Angesichts komplexer und unklarer regulatorischer Vorgaben, die zudem zu zusätzlicher Verteuerung führen, Verspätungen bei Infrastrukturprojekten und der dadurch noch zögerlichen Nachfrage, ist eine zunehmende Verunsicherung zu beobachten. Hier muss dringend gegengesteuert werden. Mit der richtigen Rahmensetzung auf EU-Ebene und einer verstärkten Zusammenarbeit von EU-Mitgliedstaaten kann der Wasserstoffhochlauf zu einer europäischen Erfolgsgeschichte werden. Daher rufen BDEW, DVGW, DWV, en2X, figawa, FNB GAS, DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT, Hydrogen Europe, VCI, VDA, VDMA, VIK, VKU und WV Stahl die Bundesregierung auf, eine Wasserstoff-Allianz auf Ebene der EU-Mitgliedstaaten ins Leben zu rufen und in dieser eine führende Rolle einzunehmen, wie im Koalitionsvertrag vereinbart.

Notwendig ist ein Fokus auf Kosteneffizienz und Pragmatismus sowie eine engere europäische Koordination und gezielte Fördermechanismen. Die Weichen für den Großteil der relevanten Regulierung werden auf EU-Ebene gestellt.

Die übergreifenden Ziele der Wasserstoff-Allianz sollten sein:

  1. Politische Durchschlagskraft: Die Mitgliedstaaten der Wasserstoff-Allianz könnten sich gemeinsam im Rat der EU und gegenüber der EU-Kommission sowie dem Europäischen Parlament für eine ambitionierte, innovations- und umsetzungsorientierte H2-Politik einsetzen.
  2. Internationale Vernetzung: Die Allianz soll Brücken zu wichtigen Nicht-EU Partnern im Wasserstoffbereich bauen, unter anderem dem Vereinigten Königreich, Norwegen und Anrainerstaaten des Mittelmeers, um bei den Importkorridoren in die EU-Fortschritte zu erreichen und Importquellen für den Bezug von kohlenstoffarmem Wasserstoff zu erschließen und diversifizieren.

Folgende Handlungsfelder sollte die Wasserstoff-Allianz konkret adressieren:

  • Überarbeitung der EU-Regulatorik für die Produktion und Importe von Wasserstoff, insbesondere mit Blick auf die Senkung der Herstellungskosten, die Anpassung der Strombezugskriterien für RFNBO-konformen Wasserstoff im Delegierten Rechtsakt 2023/1184 sowie eine praxistaugliche Gestaltung des Delegierten Rechtsakts 2023/1185 zur Bewertung von Treibhausgaseinsparungen durch kohlenstoffarme Kraft- und Brennstoffe.
  •  Zertifizierung und Handelssystem: Zusammenarbeit für ein einheitliches, global anschlussfähiges H-Zertifizierungssystem, Aufsetzen eines gangbaren Handelssystems sowie Zusammenarbeit zu Standards zu H2-Qualitäten auf EU-Ebene.
  • Infrastrukturausbau beschleunigen: Ausbau des europäischen H2-Backbones und sich anschließender Korridore außerhalb der EU. Dafür braucht es grenzüberschreitende Finanzierungsmechanismen. Zentral ist zudem der Bau von Importinfrastrukturen. Dazu zählt der Aufbau ganzheitlicher Systeme, die neben leistungsfähigen Importterminals auch Ammoniakcracker sowie ein entsprechend ausgebautes Pipeline- und Speicherinfrastrukturnetz umfassen.
  • Stärkung der Offshore-Elektrolyse und des Fokus auf maritime Räume.
  • Europäische Wasserstoffbank stärken und Förderinstrumente ausbauen: Es bedarf eines kohärenten Förderrahmens auf der Nachfrage- und Erzeugerseite, um die Kostennachteile auszugleichen. Notwendig sind darüber hinaus Absicherungsinstrumente für Wasserstofflieferverträge und für Midstreamer.
  • Technologieführerschaft sichern: Ausbau einer innovativen H2-Ökonomie und Technologieführerschaft im Sinne der Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Hierzu gehört auch die Förderung von europäisch vernetzter Forschung und Entwicklung, um Innovationen voranzubringen.

 

Verbändeinitiative aus der Energiewirtschaft und Industrie:

 

(Quelle: BDEW)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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