Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Breitbandausbau lässt Probleme der Leitungsbauunternehmen offen zutage treten

Für die Leitungsbauunternehmen kann der Breitbandausbau Segen und Fluch zugleich bedeuten. Denn die ohnehin schon existierenden Probleme in Form des Fachkräftemangels in den Leitungsbauunternehmen sowie der fehlenden Planungskapazitäten in Bauämtern, bei Versorgern und in Ingenieurbüros werden durch den Breitbandausbau noch einmal verschärft.

von | 05.06.18

Gemeinsam machen sie sich für die Belange der Leitungsbauunternehmen stark (v.l.n.r.): rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann, die beiden rbv-Vizepräsidenten Dipl.-Ing. Andreas Burger und Dipl.-Ing. (FH) Manfred Vogelbacher sowie rbv-Präsident Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang. Foto: rbv

Bis zu 12 Milliarden Euro will die neue Bundesregierung in den Breitbandausbau für schnelles Internet investieren. „Glasfaser in jeder Region und jeder Gemeinde“, heißt es im Koalitionsvertrag. Ab 1. Januar 2025 sollen die Bürger einen rechtlichen Anspruch auf schnelles Internet haben. Für die Leitungsbauunternehmen kann der Breitbandausbau Segen und Fluch zugleich bedeuten.
Ausschreibungsverfahren dauern
Eine Folge der fehlenden Planungskapazitäten ist, dass Ausschreibungsverfahren von Bauämtern und Versorgern nur verzögert oder im schlimmsten Fall gar nicht auf den Weg gebracht werden können. „Fehlende Planungskapazitäten heißt im Klartext: In den zurückliegenden Jahren wurden Stellen nicht neu besetzt oder sogar abgebaut. Das rächt sich jetzt“, so Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv). Darunter drohe der Erhalt der Funktionsfähigkeit der unterirdischen Infrastruktur zu leiden.
Planungsleistungen nicht abwälzen
Eine andere Folge ist, dass auftraggebende Versorger aus Mangel an eigenen Planungskapazitäten versuchen, Planungs- und Genehmigungsleistungen auf die bauausführenden Unternehmen abzuwälzen. „Das kann und darf nach Überzeugung des rbv aber nicht Aufgabe der Leitungsbauunternehmen sein. Dies sind in der Mehrzahl klein- und mittelständische Unternehmen“, sagt rbv-Vizepräsident Dipl.-Ing. Andreas Burger. Die Unternehmen könnten laut Burger die zusätzlich anfallenden Planungsleistungen nicht übernehmen. Zumal die Aussschreibungsunterlagen, die an die Firmen verschickt werden, sehr umfangreich seien.
Kleine Firmen bei Auftragsvergabe benachteiligt
Die Firmen sehen sich laut rbv-Präsident Lang mit einem weiteren Problem konfrontiert: „Die Aufträge für den Breitbandausbau sind häufig so groß, dass sie kaum ein Leitungsbauunternehmen umsetzen kann.“ Hier muss die Politik nach Auffassung der rbv-Verantwortlichen regelnd eingreifen, damit mittelständische und insbesondere kleinere Firmen bei der Auftragsvergabe nicht leer ausgehen. An die Auftraggeber richtet der rbv die Aufforderung, für eine Verstetigung der Investitionen zu sorgen, damit die Leitungsbauunternehmen ihre Kapazitäten langfristig sinnvoll planen und einsetzen können.
Qualität vor Schnelligkeit
Um den Breitbandausbau zu beschleunigen, wird auf alternative Bauweisen wie Trenching oder gar eine oberirdische Verlegung zurückgegriffen. So beobachtet der rbv, dass Breitbandkabel an Oberleitungen angebracht oder von Landwirten mittels Pflügen verlegt werden. Dies sieht der rbv unter Qualitäts- und Sicherheitsaspekten äußerst kritisch und macht sich für die qualitativ hochwertige Ausführung nach den einschlägigen technischen Regeln durch zertifizierte Unternehmen stark. Lang: „Bei einer so zentralen Generationenaufgabe wie dem Bau und der Erneuerung unserer unterirdischen Infrastruktur darf die Qualität nicht auf der Strecke bleiben.“
Versorgungssicherheit braucht Verlässlichkeit
Präsident und Vizepräsident des rbv sind sich einig in ihrer Einschätzung, dass der angekündigte Rechtsanspruch auf ein schnelles Internet bis 2025 von den politischen Verantwortungsträgern nicht aufrechterhalten werden kann. Ein flächendeckender Ausbau sei bis dahin nicht zu schaffen. Es fehle an einem Gesamtkonzept der Regierung, in dem Prioritäten beim Breitbandausbau gesetzt werden, damit die finanziellen Mittel sinnvoll und gezielt eingesetzt werden können. Die zertifizierten Unternehmen des Leitungsbaus seien bereit, ihre ganze Kraft und fundiertes Knowhow in den Breitbandausbau einzubringen. Lang: „Dafür brauchen sie aber faire Wettbewerbs- und verlässliche Rahmenbedingungen und den Willen aller Beteiligten, den notwendigen Qualitätsanspruch nicht zugunsten der Einhaltung unrealistischer zeitlicher Zusagen zu opfern.“

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Neue Studie: Starke Wärmenetze für eine sichere Versorgung
Neue Studie: Starke Wärmenetze für eine sichere Versorgung

Fernwärme soll bis 2045 rund ein Drittel aller Wohnungen in Deutschland klimaneutral beheizen können – vor allem in Städten und Ballungsräumen. Um die Wärmenetze an diesen Bedarf anzupassen, braucht es eine Verdopplung der Investitionen auf rund 5 Mrd. Euro im Jahr. Eine Studie von Agora Energiewende zeigt, wie der zügige Aus- und Umbau der Netze und eine sozialverträgliche Preisgestaltung für Haushalte gelingen können.

mehr lesen
Wasserstofftransformation in Nordhessen und Südniedersachsen: Netzbetreiber kooperieren
Wasserstofftransformation in Nordhessen und Südniedersachsen: Netzbetreiber kooperieren

Um die Transformation von Erdgas hin zu Wasserstoff weiter voranzutreiben, haben sich sechs Netzbetreiber zu einer starken Partnerschaft für Nordhessen und Südniedersachsen entschlossen: die beiden überregionalen Transportnetzbetreiber terranets bw GmbH und Thyssengas GmbH, deren Pipelines Bestandteil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes sein werden, und die regionalen Netzbetreiber Städtische Werke Netz + Service GmbH und EAM GmbH & Co. KG aus Kassel, Energie Waldeck-Frankenberg GmbH, Stadtwerke Göttingen AG, über deren Netze Industrie, Gewerbe und Haushalte mit Energie versorgt werden.

mehr lesen
Spatenstich in München: Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa
Spatenstich in München: Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa

Sechs Geothermieanlagen betreiben die Stadtwerke München (SWM) bereits in und um München, sie sind damit Deutschlands größter Geothermiebetreiber. Die siebte errichten sie nun auf dem Gelände des Michaelibads, eines öffentlichen Bades im Münchner Südosten. Nach Fertigstellung im Jahr 2033 soll sie Wärme für rund 75.000 Münchner liefern. Mit dem Spatenstich am 30. September begannen die Bauarbeiten für dieses bedeutende Klimaschutzprojekt.

mehr lesen

Publikationen zum Thema

Kanalquerschnitts- und Profilvermessung in der Praxis

Kanalquerschnitts- und Profilvermessung in der Praxis

Autor: Von Erik Büttner und Ulrich Jöckel
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Nachdem mit 3D-Kameraequipments auch Querschnitte von Abwasserleitungen vermessen werden sollen, wird sich dieser Fachbericht dem Thema widmen. Vielen sind diverse Fachberichte zu Laserscann, photographischen und manuellen Messmethoden bekannt. Ein ...

Zum Produkt

BIM aus Sicht des Netzbetreibers

BIM aus Sicht des Netzbetreibers

Autor: Von Mike Beck
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

Netzbetreiber stehen unter zunehmendem Druck, ihre Planungs- und Bauprozesse effizient und effektiv zu gestalten. Um die Netzbetreiber fit für die Anforderungen der nächsten Jahrzehnte zu machen, ist eine graduelle Effizienzverbesserung nicht ...

Zum Produkt

Mobile Verwaltung von Objekten im Wasser-und Kanalnetz

Mobile Verwaltung von Objekten im Wasser-und Kanalnetz

Autor: Von Michael Lodes
Themenbereich: Rohrleitungstechnik

...

Zum Produkt