Wie schnell und schonend der Breitbandausbau mit der grabenlosen HDD-Technik geht, zeigte sich im norddeutschen Handewitt. Dort wurde unter schwierigen Bedingungen in nur elf Stunden die Grundlage für die Anbindung von rund 1.000 Haushalten ans Glasfasernetz geschaffen.
Schnelles Internet für 1.000 Haushalte
Die in der Nähe von Flensburg gelegene Gemeinde Handewitt gehörte bis jetzt zu den Regionen ohne Zugang zu schnellem Internet. Vor drei Jahren hat sie das „Projekt Glasfaserausbau“ gestartet, im Februar 2020 nahmen die praktischen Maßnahmen dafür allmählich Formen an: Die Ausschreibung für die Errichtung eines FTTB/H-Netzes wurde veröffentlicht. Das entsprechende Ausbaugebiet betrifft ca. 1.000 Haushalte in allen acht Ortsteilen der Gemeinde – eine Fläche von rund 7.800 ha.
Mit HDD unter vierspuriger Autobahn
Die MRK Media AG, Hauptsitz München, ist das für dieses Vorhaben bevollmächtigte Planungsbüro. Im Auftrag der Datacenter Flensburg-Handewitt GmbH sollte sie im Rahmen dieses Glasfaserausbaus auch die Mitverlegung von PE-HD-Rohren DA 50 sowie von Multipipes DA 50 (24 x 5) zur redundanten Anbindung von Teilnetzen direkt ans Backbone planen und ausführen lassen.
Auf den ersten Blick hört sich das wenig spektakulär an, auf den zweiten Blick sollte es aber genau das werden. Denn: die geplante, knapp 470 m lange Trasse, verläuft von dem kleinen Dorf Gottrupel nahe dem Scandinavian Park im offenen Gelände nach Osten, quert dann die hier vierspurige Nord-Süd-Autobahn A7 und geht dann wieder ins offene Gelände über. Sowohl das Betreten der Autobahn, das für die Einmessung mit dem Richtbohr-Ortungssystem eigentlich obligatorisch gewesen wäre, als auch das Betreten der landwirtschaftlich genutzten Flächen im offenen Gelände, waren strengstens untersagt.
Clevere Planung plus zuverlässiges HDD-Gerät
Klarer Fall also: Verlegung der Rohre in der unterirdischen Bauweise, im HDD-Spülbohrverfahren, d.h., kein Aufriss der Natur- und/oder landwirtschaftlich genutzten Flächen, keine Beeinträchtigung des Autobahnverkehrs, geringe Emissionen bei Lärm, CO2 und Feinstaub, technisch und ökonomisch die sinnvollste Lösung. Klar auch die Entscheidung für die Bahnsen Tiefbau GmbH & Co. KG. als ausführendes Unternehmen, das über das entsprechende Equipment, die Erfahrung und das nötige Know-how verfügt. Der Auftrag war schnell erteilt, das Bohrteam von Bahnsen aus dem nahe gelegenen Bredstedt, mit den umgebenden Rahmenbedingungen vertraut, schnell vor Ort. Um herauszufinden, ob ihr stets zuverlässiger und präzise arbeitender GRUNDODRILL 15XP auch eine so lange Bohrung in dem dortigen Boden (Bodenklasse 3-4) schaffen würde, hatte Bahnsen-Inhaber und Teamchef Paul Baumann zuvor eine 1,5 bis 2,0 m tiefe und 430 m lange Bohrung abgeteuft. Die klappte erfreulich gut, das Projekt konnte also zügig angegangen werden.
Als Bohrwerkzeug für den GRUNDODRILL 15XP hatte Bahnsen für diese Maßnahme einen speziellen Drei-Fingerbohrkopf und zur Aufweitung der Bohrung einen Backreamer gebaut. Mit seiner kompakten Bauweise gehört der GRUNDODRILL 15XP zu den Midi-Spülbohranlagen, die sich gut für den Einsatz in beengten Platzverhältnissen eignen – hier im kleinen Dörfchen Gottrupel auf dem schmalen Sträßchen an der Startgrube war das sehr von Vorteil. Nachdem alles in Position gebracht und auch die Zusammensetzung der Bohrspülung festgelegt war, konnte die Pilotbohrung starten. Mühelos tauchte der Bohrkopf in den leicht bis mittelschwer lösbaren Boden ab. Der Untergrund nahm die Steuerung unproblematisch an, der Bohrfortschritt war kontinuierlich.
Rekordbohrung in einem Durchgang
Beim Unterqueren der A7 hielten alle ein wenig den Atem an: Schließlich arbeitete sich der Bohrkopf nun horizontal in 7 m Sohlentiefe, Meter für Meter und „blind“ unter der Autobahn durch. Die Autobahnmeisterei hatte unkompliziert eine Blindbohrung genehmigt und verließ sich damit auf das Können der Bohrcrew. Nach sage und schreibe 469 m erreichte die Pilotbohrung problemlos die Zielgrube – neuer Längenrekord für das Bohrteam Bahnsen und für den GRUNDODRILL 15XP! Rekordverdächtig war auch die Blindbohrung unter der Autobahn: der Höhenunterschied vom Anfangsmesspunkt A7 zum Messpunkt am Ende A7 betrug gerade mal 1 cm.
Das Aufweiten des Bohrstranges mit dem Backreamer und dem gleichzeitigen Einziehen der PE-HD-Rohre und Multipipes klappte mit dem GRUNDODRILL ebenso reibungslos: Die reine Verlegezeit betrug 11 Stunden, das entspricht 42,6 m/h – ganz schön zügig. Bahnsen-Chef Paul-Baumann ist zurecht stolz auf diese Leistung. „Mit meinem Team und diesem Bohrgerät hat das richtig Spaß gemacht und es wären bestimmt noch weitere 50 m geworden“, erzählt er später. Die Bewohner der Gemeinde Handewitt kommen nun in den Genuss von schnellem Internet über Glasfaser mit Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Mbit/sec.