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Ohne Gasnetzinfrastruktur und erneuerbare Gase keine Wärmewende

Michael Riechel, Präsident des DVGW und Chef des Stadtwerkeverbunds Thüga, weist Aussagen von Staatssekretär Patrick Graichen aus dem Bundeswirtschaftsministerium auf einer Stadtwerke-Tagung in Berlin entschieden zurück. Dieser hatte laut einem Bericht der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) u.a. gesagt, Aufgabe der Stadtwerke sei der Rückbau der Gasnetze, da diese nicht zukunftsfähig seien. DVGW-Präsident kritisiert „Rückbau“-Aussage […]

von | 13.05.22

Michael Riechel, Präsident des DVGW und Chef des Stadtwerkeverbunds Thüga, weist Aussagen von Staatssekretär Patrick Graichen aus dem Bundeswirtschaftsministerium auf einer Stadtwerke-Tagung in Berlin entschieden zurück. Dieser hatte laut einem Bericht der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) u.a. gesagt, Aufgabe der Stadtwerke sei der Rückbau der Gasnetze, da diese nicht zukunftsfähig seien.

DVGW-Präsident kritisiert „Rückbau“-Aussage von Staatssekretär Patrick Graichen scharf

Dazu Michael Riechel: „Die jüngsten Aussagen von Staatssekretär Graichen aus dem Bundeswirtschaftsministerium sind an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten. Die Stadtwerke jetzt aufzufordern, den Rückbau der Gasnetze zu planen, ist grob fahrlässig. Herr Staatssekretär Graichen sollte besser seine ideologischen Scheuklappen ablegen und alle sich bietenden Möglichkeiten zum Gelingen der Energie- und Klimawende nutzen. Es ist bei den Technologien, die wir künftig nutzen sollten, keine Frage des Entweder-Oder, sondern von Sowohl-als-Auch. Nur wenn wir alle Technologieoptionen nutzen – das heißt Wärmepumpe, Fern- und Nahwärmenetze, H2-ready Gaskraftwerke und klimaneutrale Gase in den Bereichen Wärme, Industrie und Verkehr – werden wir die Energie- und Klimawende rechtzeitig schaffen und bezahlbar gestalten.“

Zahlreiche Studien der letzten Jahre, darunter die dena-Leitstudie “Aufbruch Klimaneutralität”, haben aufgezeigt, dass Deutschland aus Gründen der Bezahlbarkeit, der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes auch künftig auf Gas angewiesen sein wird, sowohl in der Strom- als auch der Wärmeversorgung. Nicht umsonst spricht der Koalitionsvertrag davon, dass Erdgas für eine Übergangszeit unverzichtbar ist und eine Energieinfrastruktur für erneuerbaren Strom und Wasserstoff eine Voraussetzung für die europäische Handlungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im 21. Jahrhundert darstellt.

Klar ist daher auch, dass das eingesetzte Gas so schnell wie möglich dekarbonisiert und durch klimaneutrale Gase wie Biomethan und Wasserstoff ersetzt werden muss. Hieran arbeitet die Gasbranche mit Hochdruck – von der Erzeugung der klimaneutralen Gase über den Transport und die Verteilung bis hin zu den Endanwendungen. Unter anderem wird derzeit in der Initiative „H2vorOrt“ mit dem Gasnetzgebietstransformationsplan untersucht, wie die Gasnetze auf diese Transformation konkret vorbereitet werden können und müssen.

„Vor diesem Hintergrund kann ich nur dringend an alle Entscheidungsträger der Bundesregierung appellieren, hier keine vorschnellen und später nicht mehr korrigierbaren Entscheidungen zu treffen“, erklärt Michael Riechel. „Die Ideen der Regierung für die verpflichtende Einführung von kommunalen Wärmeplänen unterstützen wir nachdrücklich. Das wird aber nur funktionieren, wenn die Kommunen diese entsprechend den lokalen Gegebenheiten erstellen und dabei für die Zukunft auf alle sich bietenden Möglichkeiten technologieoffen zurückgreifen können. Staatliche Verbote und Vorgaben führen in der Regel zu nicht optimalen Ergebnissen.“

Deutschland verfügt mit seinen über 500.000 km an Gasverteilnetzen über eine hervorragend ausgebaute Infrastruktur, durch die rund 1,6 Mio. Industrie- und Gewerbekunden sowie mehr als 19 Mio. Haushalte mit Gas versorgt werden. Mehr als die Hälfte aller Haushalte erhalten heute ihre Wärme durch Gas – entweder direkt über Gasheizungen oder indirekt über Fern- und Nahwärmesysteme.

(Quelle: DVGW)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Michael Riechel, Präsident des DVGW und Chef des Stadtwerkeverbunds Thüga, kritisiert die "Rückbau"-Aussage von Staatssekretär Patrick Graichen scharf. Bild: Thüga

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