Energinet und Gasunie veröffentlichen eine technische Vor-Machbarkeitsstudie für den Transport von Wasserstoff über eine 350 bis 450 km lange Pipeline von Esbjerg oder Holstebro in Dänemark nach Hamburg in Deutschland. Die Studie zeigt, dass eine solche Verbindung schrittweise und kosteneffizient durch die Wiederverwendung bestehender Gasleitungen hergestellt werden kann. Mit dieser Studie wollen Gasunie und Energinet einen Marktdialog initiieren und das Exportpotenzial für grünen Wasserstoff aus Dänemark zu den Nachfragezentren in Deutschland erschließen.
Dänemark: Offshore-Wind für Produktion von grünem Wasserstoff
Dänemark verfügt über eine Fülle von erneuerbaren Energiequellen, insbesondere Offshore-Wind, die für die Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden können. Die Nachfrage nach Wasserstoff ist in Dänemark jedoch relativ begrenzt. Deutschland hingegen sieht ein erhebliches Nachfragepotenzial für Wasserstoff (z.B. in der Stahl- und Chemieindustrie), das höher ist als die Ziele für die erneuerbare Wasserstoffproduktion in Deutschland. Infolgedessen wird Deutschland große Mengen an Wasserstoff importieren müssen.
Schrittweiser Aufbau von Wasserstofftransportkapazität
Die Studie zeigt, wie man die Wasserstofftransportkapazität von Dänemark nach Deutschland schrittweise aufgebauen kann. Dabei kann man die Kapazität des Netzes im Laufe der Zeit als Reaktion auf die sich entwickelnden Marktbedürfnisse erhöhen. Die erste Stufe des Netzes könnte ohne Verdichteranlagen realisiert werden. Diese stellen einen großen Kostenparameter dar, der Aufbau eines Netzes zunächst ohne Verdichter reduziert sowohl die Vorabinvestition als auch die Betriebskosten. Darüber hinaus können etwa 50 bis 60 % des Anschlusses durch die Wiederverwendung bestehender Gasleitungen realisiert werden, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führt.
Deutsch-dänisches Netzwerk
“Unsere gemeinsame Analyse zeigt, dass 10 bis 25 % des zukünftigen deutschen Wasserstoffbedarfs über dieses geplante Netzwerk zwischen Dänemark und Deutschland importiert werden können. Die Verbindung aus Dänemark ist ein wichtiges Element des Projekts HyPerLink – dem Wasserstoff-Backbone, das Gasunie in Norddeutschland entwickelt”, sagt Jens Schumann, Geschäftsführer von Gasunie Deutschland
Je nachdem, wie viel Wasserstoff aus Dänemark nach Deutschland exportiert werden soll, könnte der Transport von Wasserstoff über ein eigenes Wasserstoffnetz eine kosteneffiziente Lösung sein. Der Wert der dänisch-deutschen Verbindung steigt, wenn sie an ein größeres Wasserstoffnetz in Deutschland angeschlossen wird und so einen größeren potenziellen Markt erreicht. Laut dem deutschen Netzentwicklungsplan könnte Hamburg bereits im Jahr 2025 an ein südliches Wasserstoffnetz angeschlossen werden.
“Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur zwischen Dänemark und Deutschland ist möglich, wenn der Markt es verlangt. Und wir sehen viele Perspektiven für eine Verbindung nach Deutschland, sowohl was die Unterstützung des nationalen PtX-Bedarfs in Dänemark als auch die Unterstützung des deutschen Importbedarfs angeht. Es sind noch viele Fragen offen, die einer weiteren Analyse bedürfen”, so Torben Brabo, CEO von Energinet Gas TSO.
Marktdialog, um Potential auszuloten
Um die Initiative weiter zu entwickeln, wollen Energinet und Gasunie einen Marktdialog initiieren und klare Signale vom Markt hinsichtlich des Potenzials für ein deutsch-dänisches Wasserstoffnetz erhalten. Zu diesem Zweck werden Gasunie und Energinet am 25. Mai 2021 ein offenes Webinar durchführen. Während des Webinars werden die wichtigsten Ergebnisse der Studie vorgestellt, gefolgt von einer Frage-Antwort-Runde.
Die Studie ist hier verfügbar.