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FNB Gas: Appell der Fernleitungsnetzbetreiber an die Politik

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Autor: Kathrin Mundt

“Wir brauchen mehr Tempo, keine neuen staatlichen Strukturen”

Die geplante Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie enthält wichtige Richtungsentscheidungen. Eine “Wasserstoffnetzgesellschaft mit staatlicher Beteiligung” soll dem Entwurf zufolge die Planung der Netze übernehmen. Konzepte, wie diese aussehen und arbeiten soll, liegen jedoch nicht vor. Die Fernleitungsnetzbetreiber sehen in der Schaffung einer solchen Netzgesellschaft keinen Vorteil für einen schnellen Markthochlauf.

Anlässlich des Handelsblatt Energie-Gipfels erklärt Inga Posch, Geschäftsführerin des FNB Gas: „Mit ihren konkreten Planungen und Vorschlägen haben die Fernleitungsnetzbetreiber bewiesen, dass sie als privatwirtschaftliche Akteure den Wasserstoffhochlauf effizient, schnell und direkt anpacken können. Auf Basis einer integrierten Netzplanung und eines tragfähigen Investitionsrahmens könnten wir unmittelbar mit dem Aufbau des Wasserstoffnetzes starten. Was wir brauchen, ist Tempo, keine neuen staatlichen Strukturen.

Die Versorgung der Industriestandorte mit Wasserstoff sichert die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Unser Ziel ist es, alle Regionen in Deutschland schnellstmöglich an ein überregionales Wasserstoffnetz anzuschließen und damit Zugang zu Erzeugung, Import und Speichern zu schaffen – eine Garantie für nachhaltige Flexibilität und Versorgungssicherheit, auch für den Mittelstand.

Die Vorschläge des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sorgen für große Verunsicherung, gerade bei den Unternehmen, die aktuell große Wasserstoffprojekte planen oder bereits konkret umsetzen und dafür auch schon erste Investitionen getätigt haben.

Der FNB Gas appelliert daher an alle politischen Entscheidungsträger, sich nicht vorschnell auf die Schaffung einer Wasserstoffnetzgesellschaft mit staatlicher Beteiligung festzulegen. Aufgabe des Bundes sollte es sein, in der Nationalen Wasserstoffstrategie Kriterien für den zügigen Aufbau festzulegen und den notwendigen Investitionsrahmen zu schaffen.“

 

Hintergrund FNB Gas

Die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. (FNB Gas) mit Sitz in Berlin ist der 2012 gegründete Zusammenschluss der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber, also der großen überregionalen und grenzüberschreitenden Gastransportunternehmen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Vereinigung ist der Netzentwicklungsplan Gas, der seit 2012 durch die Fernleitungsnetzbetreiber erstellt wird. Zudem vertritt die Vereinigung ihre Mitglieder auch als Ansprechpartner gegenüber Politik, Medien und Öffentlichkeit.
Mitglieder der Vereinigung sind die Unternehmen bayernets GmbH, Ferngas Netzgesellschaft mbH, Fluxys TENP GmbH, GASCADE Gastransport GmbH, Gastransport Nord GmbH, Gasunie Deutschland Transport Services GmbH, GRTgaz Deutschland GmbH, Nowega GmbH, ONTRAS Gastransport GmbH, Open Grid Europe GmbH, terranets bw GmbH und Thyssengas GmbH. Sie betreiben zusammen ein rund 40.000 km langes Leitungsnetz.

Abwarten beim Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland

Bereits Ende November 2022 hatte Posch sich geäußert: Am Tag vor der Abstimmung im Deutschen Bundestag über den Vorschlag der Bundesregierung im Rahmen der Novelle zum EnSiG und anderer energiewirtschaftlicher Vorschriften, die Frist zur Vorlage eines Konzeptes für die zukünftige Wasserstoffnetzentwicklungsplanung um ein Jahr (auf den 31.12.2023) zu verschieben, nahm FNB Gas-Geschäftsführerin Inga Posch wie folgt Stellung:„Wenn das BMWK jetzt bei der Netzentwicklungsplanung für Wasserstoff auf die Bremsetritt, muss sie sich darüber im Klaren sein, dass es so kaum möglich sein wird, noch in diesem Jahrzehnt ein überregionales Wasserstoffnetz aufzubauen. Und ohne Netz kann kein Wasserstoffmarkt entstehen.Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Deutschland droht den rechtzeitigen Umstieg auf einen nachhaltigen Energieträger zu verpassen. Damit werden wichtige Chancen für das Erreichen der Klimaziele vergeben.Konkrete Vorschläge liegen auf dem Tisch – von den Vorschlägen der Netzbetreiber für die integrierte Netzplanung für Erdgas und Wasserstoff bis zu Finanzierungskonzepten. Das dena-Modell zur Vorfinanzierung des Aufbaus der Wasserstoffinfrastruktur durch die Netzbetreiber in Verbindung mit einer Risikoabsicherung durch den Staat würde das Henne-Ei-Problem bei der Finanzierung lösen und für die Kunden bezahlbare Netzentgelte sicherstellen. Unsere Botschaft als Netzbetreiber ist: Wir stehen bereit.Die Bundesregierung begründet ihr Abwarten damit, dass das EU-Gasmarktpaket noch nicht verabschiedet sei. Das ist aus unserer Sicht nicht schlüssig. Zum einen lassen die Entwürfe der EU-Kommission den Mitgliedstaaten ausreichend Flexibilität, um bestehende Netzentwicklungsplanungsprozesse aus dem Erdgasbereich in den Wasserstoffbereich zu übertragen. Etwaiger Widerstand aus Europäischem Parlament oder Rat dagegen sind nicht ersichtlich.Zum anderen braucht die Europäische Union gerade Deutschland als größtes Industrieland als Lokomotive für die Umstellung. Sonst droht Deutschland zum Bremsklotz zu werden.Der Aufbau eines Wasserstoffstartnetzes ist eine no-regret Investition in die Zukunft. Nicht zuletzt mit Blick auf die USA und den Sogeffekt für Investitionen durch den Inflation Reduction Act kann sich Deutschland dieses Abwarten nicht leisten. Die Bundesregierung sollte umgehend den Auftrag für den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur erteilen.“

Hintergrund

  • Die Fernleitungsnetzbetreiber entwickeln bereits seit 2020 bedarfs- und szenarienbasierte Wasserstoffnetze (mehr Infos hier)
  • Am 1. September 2022 haben die Netzbetreiber im Wasserstoffbericht konkrete Vorschläge für eine integrierte Netzentwicklungsplanung für Wasserstoff und Erdgas vorgelegt (mehr Infos hier)
  • Die Deutsche Energieagentur hat Ende August einen zielführenden Vorschlag zur Vorfinanzierung des Aufbaus der Wasserstoffinfrastruktur durch die Netzbetreiber in Verbindung mit einer Risikoabsicherung durch den Staat veröffentlicht.
  • Die Entwürfe der EU-Kommission werden derzeit in Rat und Parlament beraten. Sie lassen den Mitgliedstaaten ausreichend Flexibilität, um bestehende Netzentwicklungsplanungsprozesse aus dem Erdgasbereich in den Wasserstoffbereich zu übertragen.

Beschleunigung statt Verzögerung des H2-Netzaufbaus in Bayern

München, 21. Dezember 2022 – Die Pläne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für eine nationale Wasserstoffnetzgesellschaft sind nicht nachvollziehbar, da sie den dringend benötigten Aufbau von Wasserstofftransportnetzen ohne erkennbaren Mehrwert verlangsamen würden. Vor diesem Hintergrund begrüßt die bayernets GmbH die klare Positionierung von Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger gegen die Pläne des BMWK für eine nationale Wasserstoffnetzgesellschaft.bayernets-Geschäftsführer Dr. Matthias Jenn: „Als Fernleitungsnetzbetreiber sind wir in Vorleistung gegangen: Mit unserem Projekt HyPipe Bavaria – The Hydrogen Hub legen wir den Grundstein für ein Wasserstoff-Startnetz in Bayern bis 2030, welches zu 95 Prozent durch die Umstellung bestehender Erdgasleitungen realisiert wird. Zur schnellstmöglichen Umsetzung brauchen wir endlich den klaren Auftrag der Politik.“ Anstatt die effiziente und schnelle Entwicklung der Wasserstofftransportnetze aus der Gastransportinfrastruktur zu ermöglichen und Synergien zwischen Gas- und Wasserstoffnetzbetrieb zu nutzen, würden durch die Pläne des BMWK neue Unsicherheiten in den Rahmenbedingungen geschaffen und weitere Hürden aufgebaut.Mit HyPipe Bavaria – The Hydrogen Hub setzt bayernets ein bayerisches Wasserstoff-Startnetz um. Dieses Wasserstoffdrehkreuz mit Pipelines quer durch Bayern verbindet wichtige Wasserstoffimportrouten mit Wasserstoffabnehmern und schafft zudem eine Netzverbindung zwischen Österreich und Baden-Württemberg. Dort plant die terranets bw GmbH als Teil des Projektvorhabens „Flow – make hydrogen happen“ die Anbindung von Baden-Württemberg an die deutsche und europäische Wasserstoffinfrastruktur. Die Projekte „HyPipe Bavaria – The Hydrogen Hub“ und „Flow – make hydrogen happen“ unterstützen somit die Umsetzung eines deutschlandweiten Wasserstoff-Startnetzes.Für die Planung der Wasserstoffnetze setzen die Netzbetreiber ihre umfangreiche Expertise und jahrzehntelange Erfahrung aus dem Erdgasbereich ein. So können sie schnelle und kosteneffiziente Lösungen anbieten, insbesondere durch die Umstellung bestehender Erdgasleitungen. Eine nationale Wasserstoffnetzgesellschaft würde die Einbindung eines weiteren Akteurs erfordern und damit zusätzliche Schnittstellen schaffen. Dies würde sowohl bei den Netzbetreibern als auch bei den Behörden Ressourcen blockieren, die für Planung, Bau und Betrieb von Wasserstofftransportnetzen dringend benötigt werden.

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